Hallo zusammen
In letzter Zeit ist es ja ein wenig still um mich geworden, aber diesen Bericht kann und will ich euch nicht vorenthalten... Ich hatte ja vor längerer Zeit schonmal etwas über Zajac geschrieben, aber dieser Besuch war, ich nenne es mal, beängstigend.
Ich war heute nach mehreren Monaten mal wieder bei Zoo Zajac in Duisburg zu Besuch, da ich mich einfach mal wieder schlau machen wollte, was es so alles an Neuheiten gibt. Technische Dinge, Zubehör und Spuris etc. kann man dort wunderbar kaufen, denn wenn sie etwas von einem Herrsteller haben, dann "Vollsortiment", heisst, alles was der Herrsteller im Portfolio hat.
Nun, dort angekommen, im "Größten Zoofachgeschäft der Welt", über den mit Pfützen übersäten Parkplatz zum Eingang geflitzt, vorbei an etwa zehn frierenden rauchenden Personen, weiter durch Friteusenduft vom Imbiss, ab ins Geschäft.
Zwanzig Meter nach dem Eingang bin ich stehen geblieben, da ein komplett mit Planen abgedecktes Aquarium meine Neugierde erweckte und prompt fuhr mir jemand mit dem Einkaufswagen in die Hacken. "Ker, pass do auf wo de hinfährs" meckerte der Vater einer 4 köpfigen Familie in feinstem Ruhrpottdeutsch seinen sichtlich von den vielen Eindrücken emotional überlagerten etwa siebenjährigen Sohn an, welcher nur ein "Tschuldigung" rausbrachte. Was unter der Plane war, konnte ich übrigens nicht erhaschen, da sauber abgeklebt.
Ich muss dazu sagen, für mich ist der Besuch bei Zajac bei weitem nicht so besonders, wie für viele andere Besucher, denn ich wohne 25 Minuten mit dem Auto entfernt und war sicherlich schon insgesamt an die 50 mal dort, das erste mal vor ca. 12 Jahren.
Wenn man sich die Kennzeichen auf dem Parkplatz anguckt, ist man doch erstaunt, welche Anziehungskraft dieses Geschäft, insbesondere auf kinderreiche- "nur-gucken-nichts-kaufen"-Familien hat.
Nundenn, ich bin schnurstraks durch den Süßwasserbereich, vorbei am "Husky-Pullover" tragenden Pärchen, welches treffend festgestellt hat das knallbunter Aquarienkies "voll scheisse" aussieht, aber bereits eine kitschige Schiffs-Deko im Wagen hatte, in die MeWa-Abteilung und ich war entsetzt.
Nein, nicht wegen den "aaaah NEEEEEMMOOO" schreienden Kindern, die dort zum Inventar gehören zu scheinen. Auch nicht wegen dem Schäferhund der plötzlich nebenmir stand und mich derweilen am Schuh beschnupperte, bevor er mit einem forschen "komm hier" von seinem Besitzer weggezogen wurde.
Ich war entsetzt über den Zustand des gesamten Meerwasserbereiches. Sehr entsetzt.
Da ich das Feld von hinten aufrollen wollte, begann ich mir zuerst den Zubehör und Technik-Bereich anzuschauen und musste feststellen, das viele Regale entweder komplett leer waren, oder von manchen Artikeln nur ein oder zwei Teile da waren. Dies war mal anders. Nungut, es hätte ja sein können, das noch keine Ware kam, dies widerspricht aber den - in bester Kaufhausoptik - gefüllten Regalen im Süßwasserbereich, auf welchen ich nur mit zwei Worten kurz eingehen möchte: In Ordnung.
Sichtlich irritiert vom Leerstand bin ich rüber zu dem Bereich von "RedSea" wo ebenfalls Leere herrscht. Ganze Sortimente einfach nicht da. Nada. Niente.
Weiter ging es zu den Becken und was ich dort sah, schlug dem Fass den Boden aus. Diese typischen Verkaufsbecken-Blocks, sahen zum fürchten aus. Drei, vier Becken nebeneinander mit übelster Algenblüte, was beim einfahren mal passieren kann dachte ich. Als ich näher hinkam, stellte ich fest das dort Verkaufsschilder dran waren und im grünen Schein konnte man gelegentlich etwas langflitzen sehen.
Andere Becken waren durchzogen von Glasrosen, wieder andere komplett voller Cyanos, manche hatten einen undefinierbaren Schmierfilm obendrauf, da machen die einzelnen toten Fische in den Becken schon keinen Unterschied mehr. Zwei Drittel der Verkaufsbecken dort sind in einem unterirdischen, teilweise absolut katastrophalem Zustand.
Nach den "Fischbecken" folgen dort die großen Ablegerbecken. Dort war mittlerweile auch Familie Hackenfahrer angekommen, welche diese mit einem "Wer macht denn nur Pflanzen rein, is ja voll langweilig" kommentierte.
Die darin - und das sage ich bewusst - verwahrten Tiere sind teilweise in einem schlechten Zustand, man könnte meinen man wäre auf einem Gnadenhof für Meeresbewohner. Die Ablegerbecken waren teilweise nur zur Hälfte bestückt und was eben dort drin war, sah ganz einfach nicht gut aus. Farblos, kraftlos, einfach traurig. Es ist teilweise eine Unverschämtheit, was die dort für Preise für diese -teilweisen- Zeitbomben verlangen.
Es gibt da noch die beiden richtig großen Schaubecken, die so schön sind waren, das sogar eine Bierbank davor steht, welche entweder den begeisterten Aquarianer zum Gucken und staunen einladen, oder Platz für die gelangweilte, auf ihren Mann wartende, Kurzhaar-Hausmutti bieten. Zweitere Spezies blockiert diese Bank meistens. Warum? Ganz einfach, es gibt dort nichts (mehr) zu bestaunen.
Das eine -linke- Becken wurde quasi komplett leergefegt. Ausser Totgestein, ein paar Igeln und Fischen ist dort nicht mehr viel drin. Das andere Bierbank-bestückte rechte Becken, ist zwar nach wie vor noch ein Eye-Catcher, aber es hat in den letzten Monaten stark abgebaut. Mich beschleicht das Gefühl, das alles was dort drinnen "kaputt" gegangen ist, rausgenommen wurde, aber nicht ersetzt wird.
Ich hatte genug gesehen und wollte mir einen fachkundigen, der Abteilung zugehörigen Meerwasserfreund Verkäufer suchen und begab mich zum Infostand.
Kurzer Exkurs zum Thema "Verkäufer": Ich hatte damals einen Bekannten, der arbeitete neben dem Studium in der Süßwasserabteilung. Hatte von Tuten und Blasen keine Ahnung, aber er fand Aquarien schon immer toll und hatte selber eins, welches dementsprechend lief. Dies reichte als "Fachkunde" im Vorstellungsgespräch.
Am Infostand angekommen befand sich dort ein grauhaariger Mitarbeiter im Gespräch mit einer Familie voller quengelnder Kinder. Normalerweise - zumindest in den letzten 2 Jahren- befinden sich immer drei Mitarbeiter in der Abteilung: Eine junge, kompetente Dame, eine etwas ältere junge unkompetente Dame mit Rastas, die erstere immer um Rat fragt und ein älterer grauhaariger SEHR kompetenter Mann mit Brille mit ich meine, schwäbischem Akzent. Er hatte die Abteilung im Griff und man konnte wunderbar fachsimpeln, wenn gleich er auch oft genervt wirkte, was natürlich kein Wunder ist, wenn man mehrmals am Tag gefragt wird, ob Dori sich mit Guppys verträgt und was man denn alles so braucht um einen Nemo zuhause zu halten.
Heute war niemand der drei da. Nur eben der besagte andere grauhaarige Verkäufer. Da ich keine Lust hatte zu warten, bis die Familie fertig war und schon andere drumherum standen, begab ich mich auf die Suche nach Herrn Zajac persönlich. Er ist eigentlich fast immer im Laden anwesend und fährt mit einem Elektromobil umher. Ich hätte ihn zugerne gefragt, ob er vorhat die Abteilung zu schliessen und ob ich Fotos fürs Forum machen darf. Da ich ihn aber nirgends fand - auch nicht bei den Hundewelpen, wo er sich subjektiv gesehen oft aufhält - gab es kein klärendes Gespräch und eben auch keine Fotos fürs Forum.
Ich bin also Richtung Ausgang. Da im Ruhrgebiet eigentlich immer Stau ist, eben noch zur Toilette, welche mit dem Slogan "Alt ist nicht gleich schmutzig" beworben wird. Ohne Worte. Ohne Luftholen. Schnell wieder raus.
Zurück vor der Tür im strömenden Regen. Gerannt. Im Auto. Nebenmir lädt ein junges Paar gerade ein 54L-Starterset, Kies, Pflanzen und Fische in einen Corsa B. Ich schüttel schon fast unbewusst mit dem Kopf, da hier die nächsten Kanalisationsopfer gekauft wurden. Er sieht es und bölkt seine Frau/Freundin/Lebensabschnittsgefährtin an, sie solle sich mit der Tür nicht so breit machen, ich würde da ja kaum rauskommen. Sie nuschelte irgendwas und zog kiesverladend die Beifahrertür ran.
Das Paar und ich, wir haben etwas gemeinsam: Wir begreifen es einfach nicht.
Vielen Dank fürs Lesen meines Ausfluges zu Zoo Zajac.