Stress und dessen Wahrnehmung ist eine hochgradig subjektive Sache. Wenn ich mich 4x pro Woche ins Fitnessstudio begebe, um meinen Körper in Form zu bringen, dann würde das wohl niemand als Stress bezeichnen aber genau das ist es biologisch betrachtet. Die Konfrontation mit neuen Reizen, die ein Organismus nicht gewöhnt ist, definiert man in der Biologie als Stress (sei es durch das Bewegen von immer höheren Gewichten, oder eben durch blaues Licht für Korallen). Nun kann man also argumentieren, dass allein das Halten von Korallen in Aquarien, wo die Bedingungen niemals so sind, wie im Meer, Stress für die Tiere ist. Das ist auch im ersten Moment richtig. Nur Korallen (und alle Formen des Lebens) sind sehr anpassungsfähig, wenn Veränderungen langsam erfolgen und irgendwann über einen langen Zeitraum Konstanz herrscht.
Bedeutet: Wenn wir Korallen extrem starkem blauen Licht aussetzen, um ihre Fluoreszenz zu fördern, bedeutet das im ersten Moment Stress. Bleiben diese Bedingungen aber über einen langen Zeitraum exakt gleich empfindet die Korallen nach erfolgter Anpassung diese Umgebung aber nicht mehr als stressauslösend. Ganz im Gegenteil - würde man so ein Tier in ein anderes Becken unter helles weißes Licht setzen, würde dies dort enormen Stress empfinden.
Das die Förderung von Fluoreszenz durch stark blaulastiges Licht per se an Tierquälerei grenzt, wie hier angedeutet wird, entspricht nicht der Wahrheit. ein Becken als Lebensraum, in dem über Jahre hinweg sämtliche Parameter annähernd konstant (!!) - nicht unbedingt perfekt, aber KONSTANT sind, bedeutet für eine Koralle weniger Stress als ein Becken, in dem die Bedingungen schwanken. Und das ist unabhängig davon wie weiß oder blau das Licht eingestellt ist, solange dieses eine gewisse Schnittmenge mit den benötigten Spektralanteilen aufweist.
Wer es genauer wissen möchte, kann sich ja gerne mal in das US-Style System von Fauna Marin einlesen. Hier werden meiner Meinung nach wieder eine Menge Halbwahrheiten in den Thread geworfen, die so nicht stimmen.
Übrigens: Unser Hobby funktioniert ausschließlich auf einer visuellen Ebene. Wir halten Korallen und Riffbewohner, weil wir sie optisch ansprechend finden und uns ihr optisch wahrnehmbares Verhalten fasziniert. Wer hier also vorwirft, Aquaristik würde als Desgnobjekt missbraucht werden, hat selbst nicht verstanden was er da tut. Es ist und bleibt ein Hobby, dass wir aus optischem Wohlgefallen betreiben. Klar sollten die Bedürfnisse der Tiere dabei aber immer an erster Stelle stehen.