Nachhaltigkeit in der Meerwasseraquaristik

Vögelnd vögelnde Vögel zu beobachten ist doch nicht spannen. Höchstens der spannt, der die vögelnden Vögelbeobachter beobachtet.

Ich würde gerne wieder zum Thema zurückkommen. Seit 2 Tagen führe ich mit Claude und izzi eine Diskussion auch über dieses Thema und würde euch gerne auf den laufenden Stand halten. Folgende Kritikpunkte wurden vorgetragen:
- Lizenzierung als Nachteil gegenüber Kleinbetriebe und Privatzüchter
- Es wird weiterhin mit Cyanid gefangen
- Der Verlust wird bereits einkalkuliert, kein Importeur/ Händler muss deswegen Abstriche machen.
- Problematik beim Wegfangen der Jungtiere
Die Reaktion von Claude:
- Privatzüchter sollten nicht von einer Lizenzierung betroffen sein.
- Unverständnis warum das Wegfangen einzelne Jungtiere die Population schädigt (macht man angeblich bei der Fischmehlproduktion auch)
- Ja es wird weiterhin mit Cyanide gefangen, diese Tiere kommen aber nicht in den europäischen Handel.
Meine Reaktion:
- Ab wann gilt man in Zeiten von Communitycorals noch als Privatzüchter? Wie schaut es mit Kleinbetrieben aus?
- Ein Erklärungsmodell über Gleichgewichtssystem und Pufferkapazität, was ich hier auch schon mit Hans-Werner vorgetragen habe.
- Vorschläge wie man die Methodik des Cyanid-Fangens abschafft: internationale Abkommen, Importeure unter Druck setzen (ggf bessere Bezahlung der Fischer für eine alternative Fangmethode)
Claude:
- Wenn man die Räuber wegfängt, steigen die Zahl der Planktonfresser die die Larven der Räuber schädigt, dass diese sich nicht erholen können. (Angeblich von Uni Kiel und ZMT Bremen untersucht)
Ich:
- https://www.fischbestaende-onl…ing-nordsee-herbstlaicher
Der Bestand wird primär von der Fangmenge, Reproduktionsmenge und Fanggröße der Fische moduliert:
„ Der Bestand des Nordsee-Herings kollabierte in den 1970er Jahren als Folge einer nicht-nachhaltigen Fischerei. Nach der Schließung der Fischerei 1977 erholte er sich schnell, vor allem durch eine ausgezeichnete Nachwuchsproduktion. Mitte der 1990er Jahre wurde die Laicherbiomasse erneut deutlich reduziert, diesmal durch eine zu hohe Entnahme von Jungfischen in der Industriefischerei“
- Man fängt in der Aquaristik alles, nicht nur die Räuber.
Fortsetzung folgt…

Zitat von Der Biologe

I
- https://www.fischbestaende-onl…ing-nordsee-herbstlaicher
Der Bestand wird primär von der Fangmenge, Reproduktionsmenge und Fanggröße der Fische moduliert:
„ Der Bestand des Nordsee-Herings kollabierte in den 1970er Jahren als Folge einer nicht-nachhaltigen Fischerei. Nach der Schließung der Fischerei 1977 erholte er sich schnell, vor allem durch eine ausgezeichnete Nachwuchsproduktion. Mitte der 1990er Jahre wurde die Laicherbiomasse erneut deutlich reduziert, diesmal durch eine zu hohe Entnahme von Jungfischen in der Industriefischerei“
- Man fängt in der Aquaristik alles, nicht nur die Räuber.
Fortsetzung folgt…

moin,

nun, das ist ja nix neues.

eine zu hohe entnahme mag bei endemischen arten reduzierung nach sich ziehen (kauderni).

auch die erholung der bestände durch nachhaltige bewirtschaftung bei vorheringem raubbau ist bekannt.

was zur besseren übersicht zu ermitteln wäre, gibts wahrscheinlich schon - wieviel in prozenten der riffflächen werden überhaupt von den aquarienfischfängern aufgesucht?

Naja diese Fragestellung ist nicht zielführend. Zb 100 qkm rifffläche, in jedem qkm ist ein Fischer. Der Schaden hält sich in Grenze. Tummeln sich dagegen 100 Fischer in einem qkm, ist dieser qkm wahrscheinlich nachhaltig gestört. In beiden Fällen ist der Durchschnitt gleich. Die Auswirkung jedoch immens unterschiedlich. Man müsste eher anschauen, wo wird am meisten gefischt und wie verändert sich dort die Population über die Jahre, quasi ein Monitoring vor Ort, ähnlich wie in der Nordsee.

oder so.

Erstaunlich, was hier so alles als nicht offtopic gilt...

mehr off topic geht wohl kaum...deswegen zurück zum Thema

Zitat von jackrum

Kann ich argumentativ nachvollziehen. Aber jetzt sind wir an der stelle angelangt, wo wir zahlen benötigen, oder?

Was wird tatsächlich in welchem umfang gefangen?

Es ist hier offensichtlich nicht erwünscht, hier weiter darauf einzugehen, da findet man Vögeleien in dunklen Wäldern seitenweise interessanter... tolles Fachforum... die Frage nach dem "Fach" stellt sich ganz unmittelbar an dieser Stelle..

A Systematic Review of the Ornamental Fish Trade with Emphasis on Coral Reef Fishes—An Impossible Task,
https://www.mdpi.com/2076-2615/10/11/2014

@ Heike...meine Güte...es darf auch mal abschweifen...das ist keine wissenschftliche Konferenz...also locker bleiben...ausserdem wurde schon wieder zum Thema gewechselt LG

Ich finde das Thema sehr spannend.
In meinem beruflichen Umfeld habe ich viel mit dem Thema zu
tun und konnte beobachten, wie in den letzten Jahren der Fokus stetig von der reinen Umweltbetrachtung hin zur einer ganzheitlichen, auch soziale Umstände einbeziehenden Betrachtungsweise überging.

Ich finde daher den Aspekt den Claude eingebracht hat nicht uninteressant und auch teilweise nachvollziehbar. Die Wechselwirkungen sind allerdings sehr komplex und viele Punkte über die ich vorher nicht nachgedacht habe sind hier in der Diskussion aufgekommen.
Daher hat mir der Thread bisher sehr gefallen und ich bin gespannt, welche Entwicklungen es noch geben wird

LG
Mathias

Fachforum sehe ich hier auch nicht. Wir sind alles hobbyaquarianer. Ein wirkliches fachforum kenne ich auch nicht.

@derbiologe... ich tue mir mit englischer fachliteratur/papers immer etwas schwer, obwohl mein englisch als solches nicht so schlecht ist.
Aber soviel ich der einleitung entnehme, sind belastbare zahlen immer noch nicht gegeben. Gleich der zweite satz.

Ich persönliche kenne nur die aussagen jetzt von claude, von meinem lokalen händler und die von lehman. Die gehen ja diametral auseinander und sind auch immer nur die momentaufnahme.
Bei meinem händler bin ich mal in einen import reingeplatzt. Bestimmte arten, hauptsächlich fahnenbarsche, haben da einen sehr schlechten eindruck gemacht. Lagen zum teil schon reglos im beutel. Das war aber eine schockstarre. Soweit ich weiß, haben fast alle tiere überlebt. Aber das beleuchtet nur die seite hier bei uns. Nicht die ganze kette und ist eben auch nur eine momentaufnahme.

Es wird soviel "theater" um die cites bei den korallen gemacht. Für die fische gilt das mwn nicht. Vielleicht müsste man hier ansetzen. Eine dokumentation beginnend direkt schon bei der entnahme im riff. Ja, da wird wieder jeder schreien nach aufwand. Aber an anderer stelle wird das ja auch gemacht.
Ich glaube schon, das der händler ein wirtschaftliches interesse hat gesunde tiere zu erhalten und möglichst wenig verluste zu haben. Das erhöht ja den gewinn. Aber ich kann auch nicht in die bücher schauen. Interessant wäre es aber sicherlich.

Ein weiterer punkt der bei der betrachtung unter geht (händlerseite): die frachtkosten sind nicht unerheblich. Aktuell 17 euro pro kilo. Da zählt verpackung und wasser mit rein. Der händler zahlt beim transport jede menge für etwas was er nicht verkaufen kann. Schon von daher sollte das interesse hoch sein, so wenig ausfälle wie möglich zu haben.

Meine These ist, das der größte Verlust nicht beim Import, sondern kurz nachdem Fang liegen. Gerade wenn Cyanid im Spiel ist, dazu der Wechsel echtes Meerwasser vs künstliches und die Futterannahme. Und gerade am Anfang der Kette, sind noch nicht so viel kosten entstanden.
Bezüglich Cites für Fische: wurden bei Korallen bereits getrickst, warum sollte es bei Korallen anders sein. Gerade in Ländern wie die Philippinen, Indonesien oder Vietnam sind Bestechungen ein strukturelles Problem.
Was das Paper angeht, das ist das neuerste was ich auf die schnelle gefunden habe und fasst die studien der letzten 30-40 j gut zusammen. du kannst einfach durch deepl übersetzen lassen, das ist ein ganz gutes Translatetool, ansonsten ist die Datenlage relativ schlecht, weil solche Studien nicht oft durchgeführt werden, und wenn dann eher für den us markt. Die importeure geben auch ungern die zahlen raus
MatzeMue
Ja, die soziale Komponente sollten eine Rolle spielen, aber nicht ein „weiter bis jetzt“. Ähnlich wie fairtrade bei Kaffees und Co müssen wir die Bedingungen so schaffen, dass nachhaltige und möglichst tierschonende Fangmethoden angewendet werden. Oder möglichst darauf verzichtet und dafür die Nachzuchtindustrie in solchen Länder gefördert werden.

Die Fische werden nach dem Fang nicht gefüttert. Das ist bei Süßwasserfischen nicht anders. Frisch importierte Fische haben manchmal 14 Tage nichts gefressen.

moin,

"fachforum" - sicher doch!

im übrigen hat sich die aquaristik insgesamt aus einer liebhaberei entwickelt.

und die mewaaquaristik im besonderen.

"fachleute" sind nicht von universitäten gekommen, sondern haben sich im laufe des praktizierens entwickelt.

die wissenschaft hat sich bequemerweise dran gehängt.

was ja nicht "schlimm" ist, sondern ein weiterkommen in der "optimalen" pflege für den fachhobbyisten erhoffen läst.

Die Fachexpertise bezog sich glaube ich auf die Biologie, Ökologie, Wasserchemie ect. Und die kommt doch vorwiegend aus der akademischen Forschung der Meeresbiologie und hat wenig mit dem Laienforum hier zu tun. Allerdings schadet es nicht wenn beide Seiten voneinander lernen. Wie wars nochmal, Biologen sind die schlechtesten Aquarianer

Zitat von Der Biologe

... Biologen sind die schlechtesten Aquarianer

Weil sie zu viel Austesten wollen...

Najo in Zoos arbeiten oft Biologen, die Becken sehen oft so lala aus und die Fische sowieso. Mag viel Gründe geben wie Arbeitsbedarf und Personalmangel Geldmangel etc. jedoch sieht man auch das sogenannte Laien" ohne Fachspezifische Abschlüsse bessere Ergebnisse fahren.

Ich hoffe halt das sich ein allgemeiner Sinneswandel zur Haltung/Pflege der Tiere bewegt. Hierzulande merkt man es langsam und stetig, schaue ich jedoch zum Nachbarland Polen als Beispiel sehe ich viele Aquarianer die in 150L ne "Dori" halten. Spannend finde ich das da verzögert das eintritt was wir zZ hier haben im Bezug auf Pflege und nachhaltigkeit... So gefühlt um 4 Jahre verzögert.

Wir retten halt die Welt nicht im Alleingang.

"Wie wars nochmal, Biologen sind die schlechtesten Aquarianer"

nunja, kommt auch etwas auf die ausrichtung an.

allerdings lässt sich das auf den zoo(meerwasser)fachhandel übertragen.

die besten anlagen findet man dort, wo auch das verkaufs-/pflegepersonal mewaaquarianer ist.

Zitat von Greg0sh

Najo in Zoos arbeiten oft Biologen, die Becken sehen oft so lala aus und die Fische sowieso. Mag viel Gründe geben wie Arbeitsbedarf und Personalmangel Geldmangel etc. jedoch sieht man auch das sogenannte Laien" ohne Fachspezifische Abschlüsse bessere Ergebnisse fahren.

Wobei die nicht für alltäglichen Betrieb zuständig sind, dafür sind sie zu überqualifiziert Das übernehmen Tierpfleger. Die Konzeption und Aufsicht, diese Stellen werden von Biologen besetzt.
Ich glaube die beiden Gründer von coralaxie sind Biologen, und natürlich Jörg von Sangokai, aber er behauptet ja selbst von sich er sei ein schlechter Aquarianer.

Dann schmeiße ich noch ein anderer Spruch aus der Unizeit rein: Chemie und Backen ist fast dasselbe, Chemiker können meist nicht backen