Die Fischerei ist auch in Indonesien von entsprechenden Booten abhängig, die so etwas wie der Flaschenhals sind, evtl. neben Fanglizenzen. Ein Fischer kann entweder Fische als Nahrungsmittel fangen oder Fische für die Aquaristik. Beides gleichzeitig dürfte logistisch etwas schierig sein. Insofern ist es durchaus so, dass der Fang von Aquarienfischen den Druck auf größere Exemplare als Lebensmittel verringert.
Gleichzeitig dürfte einleuchten, dass der aufwändige Fang mit Keschern und Stellnetzen für die Aquaristik nur relativ sehr wenige Exemplare und noch viel weniger Biomasse entnimmt, im Vergleich zum Fang mit größeren Netzen oder Dynamit für die Ernährung. Neben dem Aufwand beim Fang ist auch die Logistik für die lebende Zwischenhälterung auf dem Boot ein Flaschenhals, der beim Fang zur Ernährung entfällt
Ich denke, dass sich die Menge der Fanglizenzen für Fische für die Lebensmittelgewinnung nicht durch Lizenzen für den Aquarienfischfang ändern wird. Das eine ist getrennt vom anderen oder werden beide dort in die gleiche Kategorie gestellt? Das würde bedeuten, wenn alle Lizenzen für Aquarienfschfang vergeben werden, darf kein Fisch mehr für Lebensmittelnutzung gefangen werden? Für mich klingt das nicht wahrscheinlich. Und wenn mit Dynamit befischt werden sollte, wird sich das Problem Korallenriff ja sowieso mit der Zeit geregelt haben, für beide Disziplinen (vielleicht sogar noch vor den ständigen militärischen Testexplosionen mancher Nachbarstaaten zu Demonstrationszwecken). Trotz allem sieht es doch so aus, als ob die großen Fische für die industrielle Lebensmittelindustrie abgefangen werden und deren Jungfische, die sich ja zum Schutz immer in den Riffen aufhalten, für die Aquaristik genutzt werden. Insgesamt alles etwas ungünstig. Das für die Aquaristik mittlerweile ganze Spezialschiffe ausgerüstet sind und damit ebenfalls ein industrieller Fang vollzogen wird, spricht eigentlich für sich und für die Massen an Fischen, die dort entnommen werden, um diese Ausrüstungen rentabel zu machen.
Ohne ein Beispiel ist eine solche Behauptung etwas schwach. Mir fällt kein Fisch ein, der durch die Aquaristik ausgerottet oder gefährdet wurde. Um das zu verhindern, gibt es auch CITES.
Nachhaltigkeit ist immer eine Form der Nutzung und folglich auch mit Wirtschaft verbunden, nicht primär mit Ökologie. Auch die nachhaltige Nutzung eines unveränderten Waldes (z. B. Paranuss) ist eine Bewirtschaftung.
Gruß
Hans-Werner
ok, Beispiele. Grundsätzlich wird es kaum möglich sein, zu "beweisen" welche Ursache genau einem Aussterben oder einem Artenrückgang zugrunde lag oder liegt. Es gibt auch keine Möglichkeit zu "beweisen", dass industrieller Fischfang für Lebensmittelgewinnung zu einem Aussterben geführt hat oder sonst eine Ursache. Wir bewegen uns hier im Raum der anzunehmenden Wahrscheinlichkeiten. Wenn dann durch Unterlassung der Beeinträchtigung wieder eine Erholung der Artenbestände stattfindet, kann man, wieder nur mit hoher Wahrscheinlichkeit, davon ausgehen, dass die unterbundene Beeinträchtigung ein Grund für den Rückgang der Art war.
Ansonsten erinnere ich mich an viele Diskussionen zum Abfang aus den ostafrikanischen Seen (Malawi, Tanganjika) für die Aquaristik, in denen ähnlich wie in vielen Riffen endemische (den Begriff kennt jetzt jeder) Arten auf kleinem Raum vorkommen. Viele dieser Arten (Buntbarsche) dort sind verschwunden. Dann ähnliches im Inle-See. Lange Zeit gab es Meldungen, die Roten Neons wären in den Fanggründen kaum noch zu finden usw.
Wenn ich mir die 2017 veröffentlichte Rote Liste der Meeresfische Japans ansehe und viele der winzigen bunten Aquarienfische dort wieder finde, glaube ich kaum, dass diese Fische durch Fischfangflotten zur Lebensmittelgewinnung gefährdet worden sind. Und es gibt noch ein Beispiel, das jeder kennen dürfte:
https://www.korallenriff.de/ar…_Pterapogon_kauderni.html
Also ich finde es eher etwas schwach, sich darum KEINE Gedanken zu machen...
Ich frage mich, warum man mit der industriellen Nachzucht bei vielgefragten Arten immer erst so spät anfängt. Hier ist es nochmal gut gegangen, das hätte aber auch anders laufen können. Nur noch 50 gezählte Individuen im Lebensraum, bedeutet eine sehr starke Verengung des Genpools. Ab einer gewissen Reduktion kann eine Art sich nicht mehr erholen, weil die Spielräume der Anpassung bei besonderen Veränderungen oder Ereignissen fehlen können. Auch kann nicht jedes, nicht einmal jedes "in situ" nachgezüchtete Tier, wieder erfolgreich ausgewildert werden, weil bei der Zucht immer sehr viel des ursprünglichen Genpools verloren geht. Je länger die Zucht andauert, je mehr Generationen, desto mehr verstärkt sich dieser Effekt.
Nichtsdestotrotz geht es mir hier immer noch darum, dass wir Fische und Korallen entnehmen, die wir überhaupt nicht erforscht haben. Wir können in einigen Fällen nicht einmal eine gesicherte Artzuordnung vornehmen, geschweige denn, das etwas über die Biologie der Tiere bekannt ist oder wo genau sie vorkommen und unter welchen Bedingungen sie dort leben. Ohne zu wissen, welche Art das denn jetzt eigentlich ist, kann auch niemand sagen, wie der Erhaltungszustand sein könnte. Dann sterben wieder mal Arten aus, die keiner je kannte... naja, das kennt man ja schon...