ICP Analyse PO4 bei 1,2mg/L

  • Hallo,


    es gab und gibt ja auch die Zeolith Becken. Da ist es schon so, dass über 0 Werte die Korallen soweit ausgehungert werden, dass sie vermehrt ihre Zooanxthellen abstoßen und die Korallen dann sehr hell werden, fast weiß. Dadurch lassen sich dann so Pastellfarben erzeugen.
    Vielleicht sind einige Mythen dadurch auch entstanden. Ich finde die gebetsmühlenartige Hinweise von Rolf gar nicht verkehrt. Bei 0,05 mg/l riskiert man keine Limitierung, selbst wenn die Werte etwas schwanken. Irgend einen Wert muss man ja Anfängern an die Hand geben. Tatsächlich suggeriert aber der Zusatz "für Anfänger", dass niedrigere Werte besser wären. Und ich glaube es ist bei vielen tief verwurzelt, Phosphat so gering wie möglich zu halten. Insofern kann man diesen Zusatz auch getrost weglassen.


    Eigentlich kann man diesen Hinweis nicht oft genug wiederholen. Ich möchte nicht wissen, wieviel Korallen ausgebleicht sind durch unnötige Phosphatlimitierungen. Wenn man bewusst ein Zeolith Becken fährt oder so Systeme wie Triton nimmt, ok. Da werden die Korallen dann aber durch Zusätze anders ernährt.


    Grüße


    Chris

  • Hallo zusammen,


    was mich etwas wundert, ist, dass beim Phosphat nach den natürlichen Konzentrationen gefragt wird, beim Nitrat aber nicht. Das scheint mir aber schon ein wichtiger Faktor. Im Aquarium würde ich sagen, normalerweise limitiert irgend etwas immer, sonst wären die Korallen braun und würden trotzdem recht schnell wachsen.


    Nun ist die Frage, sollte Stickstoff, Phosphat oder Spurenelemente limitieren?


    Meiner Meinung nach ist die Phosphatlimitierung am ungünstigsten weil dann Korallen langsam bis kaum wachsen oder sogar absterben. Dafür fühlen sich aber Cyanos und Fadenalgen wohl, denn die Folge ist, dass Stickstoff und Eisen eher nicht knapp werden.


    Bei den Spurenelementen sind einige für ein gutes Wachstum und gute Farben ebenfalls notwendig, Eisen sollte nicht zu reichlich vorhanden sein, es sollte m. E. zusammen mit Stickstoff limitieren. Wenn von den Laboren Eisen im messbaren Bereich bevorzugt wird, bin ich da etwas skeptisch. Ich empfehle, das erstmal zu ignorieren, wenn da eine leichte Warnung kommt. Eisenmangel macht die Korallen scheinbar heller, ist aber somit gut sichtbar und erstmal nicht gefährlich.


    Stickstoff und insbesondere Nitrat macht die Korallen braun und lässt Nestalgen und andere schlimme Plagen gut wachsen. Was hier immer ignoriert wird, ist dass die natürlichen Konzentrationen im Riff beim Stickstoff und Nitrat sehr niedrig sind, beim Nitrat nicht über 0,3 mg/l.


    Stickstofflimitierte Korallen sind aufgehellt, was aber nicht bedenklich oder gefährlich ist.


    Das Spurenelement Nickel verbessert die Nutzung von organischem Stickstoff durch die Korallen sehr stark und verbessert gleichzeitig das Korallenwachstum, allerdings dunkeln die Korallen ein, solange ausreichend organischer Stickstoff zur Verfügung steht.


    Im Endeffekt wachsen in den Riffen nicht überall die gleichen Korallen, teilweise gibt es große Bestände von nur einer Art. Weshalb? Die Nährstoffe spielen dafür m. E. eine Rolle. In einem Vortrag sagte eine Mitarbeiterin eines australischen Aquariums, dass sie nickelhaltige Stäube für ein Problem bei ihren Freilandriffaquarien halte. Also ist scheinbar in Teilen Australiens die Nickelversorgung relativ gut. Zu einem Problem kann es werden, wenn die Korallen dadurch reichlich Stickstoff zur Verfügung haben und potenziell stark wachsen könnten, aber Phosphat stark limitierend wirkt. Dann sterben die Korallen ab.


    Man kann es sich also im Prinzip aussuchen.


    Die Stickstofflimitierung ist gut sichtbar, relativ harmlos, und die Korallen können sich einen Teil ihres Stickstoffs durch bakterielle N2-Fixierung selber machen. Das wäre meine Wahl.


    Um dahin zu kommen, braucht es bei einer guten Spurenelemente-Versorgung etwas mehr Phosphat als in der Natur. Aber auch über Phosphat in der Natur herrscht einige Unklarheit. Mit radioaktivem Phosphat hat Sorokin festgestellt, dass einige Korallen ab 0,02 mg/l Phosphat netto mehr Phosphat verlieren (z. B. mit der Nahrung aufgenommen), als sie aus dem Wasser aufnehmen können. In den Riffen hat er 0,01 bis 0,03 mg/l, vereinzelt bis 0,08 mg/l gefunden und einen Wert für Riffe hoher Breiten gibt er sogar mit 0,17 mg/l an.


    Außerdem scheint es, dass Korallen und LED-Licht mehr Phosphat brauchen wegen des höheren Blauanteils. Insbesondere im Pazifik nimmt Phosphat mit der Tiefe stark zu. In der Natur könnte sich das mit dem Blauanteil also +/- von selbst regeln.


    Soweit das, was mir gerade dazu einfällt.


    Grüße


    Hans-Werner

  • Ich kann das HW nur zustimmen. NO3 bei 0 hat noch nie einer Koralle geschadet, weil ja immer noch Stickstoff im Becken vorhanden ist. Ich fahre meine Becken immer bei NO3=0 haben aber immer einen NH4-Wert bei 0,04 im Becken. Das schadet niemanden so. PO4 ist bei mir immer bei 0,03. Dass ich immer wieder PO4=0,05 postuliere liegt schlicht daran, dass gerade Anfänger sich immer von irgendwelchen Zahlen leiten lasen, wie PO4 muss 0,02 oder niedriger sein, ohne zu wisen, wleche Zusammenhänge im Meerwasser bestehen, um Korallen wirklich gesund zu erhalten. Besser PO4 bei 0,05 und höher und NO3 bei 0 als gleich von heute auf morhen in die Limitierung zu geraten und nicht zu wissen, wass man da machen soll.



    Ich habe noch nie ein Becken nicht wachsen sehen, wenn die Werte zu hoch waren, aber schon viele, wo die Korallen nach und nach weiß wurden und bei Nachfrage keine Nährstoffe mehr vorhanden waren, nur weil man glaubte, sich an bestimmte Werte zu halten. Wichtig ist immer ein Blick ins Becken. Wenn alles gut steht, warum sollte man dann was ändern? Nur der Werte wegen?



    Rolf

  • Nabend,


    Ich danke Euch allen für diese sehr interessante und informative Diskussion.


    Ich persönlich habe Korallen nur durch Phosphatmangel verloren. Massiv zu hohe Phosphat und Nitrat Werte habe ich nicht einmal optisch bemerkt.

    Beste Grüße,
    Simon :hm:

  • Endlich mal ne gehaltvolle Diskussion zu diesem Thema. Nicht nur Fakten, sondern auch ne vernünftige Erklärung dazu. Sehr schöne Diskussion.


    Das Problem ist doch, dass man sich gerade als Anfänger gern an Werte festhält. Man hat ja wenig Erfahrung, und glaubt dann, was in Foren geschrieben wird.
    Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ich voll Panik geschoben habe, als mein Becken mal PO4 von 0,2 hatte. Sofort Multireaktor und Rowaphos gekauft und ab ins Becken damit. Denn so einen Wert darf man ja nicht haben. Klar kam es danach zur Limitierung. Als Anfänger sollte man dann lernen.
    Zur Zeit hat mein Becken 0,8 PO4. Habe nicht eine Fadenalge oder sonstige Probleme. Sogar eine Acropora (Notaufnahme aus anderem Becken) blüht wieder voll auf. Scheint die also nicht zu stören. Und die war massiv geschädigt, als sie in mein Becken kam. Lasse es einfach so weiterlaufen.

  • Außerdem scheint es, dass Korallen und LED-Licht mehr Phosphat brauchen wegen des höheren Blauanteils. Insbesondere im Pazifik nimmt Phosphat mit der Tiefe stark zu. In der Natur könnte sich das mit dem Blauanteil also +/- von selbst regeln.


    Inwieweit wäre der höhere Bedarf bei höherem Blauanteil erklärbar? Verstärkter Stoffwechsel?


    Und hat die Zunahme des PO4 Wertes mit zunehmender Tiefe im Atlantik und Pazifik eventuell auch mit fehlenden Spektralbereichen und niedrigeren Temperaturen zu tun? Daraus resultierend vielleicht weniger Abnehmer und damit der Anstieg?


    Ich meine bei mir im Becken feststellen zu können, dass bei mehr rot und grün Spektren der PO4 Wert etwas mehr sinkt. Nehme ich die Werte zurück oder ganz raus, steigt der PO4 Wert. Ist das möglich?


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  • Das neue am LED-Licht ist, dass 450 nm bei weißen LEDs und insbesondere natürlich bei royalblauen LEDs eine dominierende Wellenlänge ist. Bei HQI und T5, sofern überhaupt in höherem Maße vorhanden, war 450 nm immer die Wellenlänge, die innerhalb weniger Monate ausgebrannt ist. Brunnengräber hat mal die spektralen Veränderungen bei T5 untersucht, ich glaube im Mw-Aquarianer.


    Nach einer neueren VÖ ist aber 450 nm genau die Wellenlänge, die den Ca-Transport im Korallenpolypen am stärksten aktiviert. Bei Steinkorallen ist das Skelett der Ort, wo am meisten Phosphat landet und auch dauerhaft gebunden wird. Ich nehme deshalb an, dass hier der Zusammenhang liegt, dass Korallen unter LED scheinbar mehr Phosphat benötigen.


    Meiner Meinung nach ist der Grund für die Probleme mit LED nicht in irgend einem fehlenden Spektralanteil zu suchen, sondern darin, dass das besonders wirksame 450nm-Lich einen höheren Phosphatbedarf und die Notwendigkeit von höheren Phosphatkonzentrationen im Wasser bedingt. Wenn man das mal verstanden hat, scheint LED super. Mal sehen, ob das noch mehr Leute nachvollziehen können.


    Ja, eine "nährstoffartige" Verteilung von Spurenelementen im Meerwasser, von der Konzentration her ist Phosphat ein solches, ist meist auf einen höheren Verbrauch an der Oberfläche zurückzuführen, primär natürlich vor allem durch Algen und Phytoplankton. Durch abgestorbene Organismen und Kot werden diese Spurenelemente dann in die Tiefe transportiert und auf dem Weg und am Boden ganz oder teilweise wieder gelöst. Das führt zu den Unterschieden zwischen Oberfläche und Tiefenwasser.


    Letzteres könnte natürlich sein, mehr Licht, mehr Wachstum, oder ist das Gleiche zu beobachten, wenn Du Blau rausnimmst?


    Grüße


    Hans-Werner

  • ich schalte mal für ein paar tage meine led komplett ab und schaue ob es auswirkungen hat. diese liefern bei mir ja den haupt blauanteil. ich könnte auch den 450nm bereich alleine abschalten. ich teste das mal.


    inwieweit könnte ein zu hoher po4 wert den sagenumwobenen wachstumsstop erklären? oder könnte man in dem zusammenhang direkt das licht zur überprüfung heranziehen? kann man das überhaupt beeinflussen? also kann man durch intensiveres blaulicht zu hohe po4 werte für korallen "verträglicher" machen? gibt es eine bekannte grenze nach oben, wo dieser wachstumsstop auftauchen könnte, wenn ja, wie wäre eine hemmung des wachstums erklärbar?


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  • So, zum Abschluss der für mich aufschlussreichen Diskussion noch einmal eine Rückmeldung von mir:


    Die Referenz habe ich nicht finden können, habe aber stattdessen einen neuen Test gekauft. Das Ergebnis liegt bei 1 mg/L (die Abstufung im hohen Bereich ist nur zwischen 1 und 3), daher gehe ich davon aus, dass der Wert der ICP Analyse korrekt war.


    Ich werde jetzt den Salzgehalt korrigieren, die Jod-Dosierung runterfahren und den Phosphatwert versuchen langsam etwas zu senken, aber ihn ruhig im höheren Bereich belassen, da es allen Tieren damit gut geht.


  • Guck mal nach Fauna Marin Multireferenz.


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    Cheers,
    Hendrik



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