Hallo liebe Meerwasserfreunde!,
...ich heiße Thomas, wohne in München und befasse mich schon seit mehreren Jahren mit der Meerwasseraquaristik.
Vorab: …da dieser Text mehr als 10.000 Zeichen enthält, habe ich ihn in Teil 1 und Teil 2 gegliedert…
Mein Vorhaben:
…der Bau eines Nanoaquariums zur Zucht der Zwerggrundel Eviota atrivensis.
Zur Zucht der Zwerggrundel Eviota atrivensis eignet sich meiner Meinung nach besonders gut ein Nanobecken.
Der Zuchtversuch in meinem 60L Cube war nicht erfolgreich, auch die Grundeln waren recht scheu.
Im 10L Nano verhielten sie sich dann völlig anders:
Zeitnah begannen sie zu laichen, wurden zutraulich, ja sogar regelrecht neugierig.
Woran diese Verhaltensänderung liegt, ist mir absolut rätselhaft.
Da ja das Schwimmverhalten von Grundeln allgemein äußerst minimalistisch ist und sich im Wesentlichen auf das auf der Stelle verharrende Beobachten konzentriert, ist gegen das Halten von Zwerggrundeln in solch einem kleinen Nanobecken nichts einzuwenden.
Wichtig sind genügend Versteckmöglichkeiten, ausreichende Strömung und für jeden Fisch eine eigene Höhle.
Aus diesem Grunde habe ich viele Löcher im Riffgestein mit einem 10mm Bohrer erweitert und vertieft.
Wie Ihr ja wisst, verschlingt ein klassisches Meerwasseraquarium schnell mal die Kosten eines gebrauchten Kleinwagens.
So habe ich mich schon früh für die Nanoaquaristik interessiert.
Also beschloss ich, ein Nanoaquarium zu bauen, ohne dabei auf die Technik eines „großen“ Beckens verzichten zu müssen.
Natürlich in der Königsklasse 10 Liter...
Und wäre das nicht schon fast anmaßend genug, sollte sie auch noch so verbaut sein, daß wenn man frontal auf das Becken schaut, die Technik möglichst nicht zu sehen ist.
Also gesagt, getan.
Ich hatte aus früheren Zeiten noch eine 50 cm lange und 30cm hohe Riffplatte.
Mit der Flex wurde das schönste Segment auf Nanogröße geschnitten, auf eine 8mm Plexiglasplatte geschraubt und das wiederum per Kunststoffschrauben und Silikon auf einer 8mm Bodenplatte aus Plexiglas fixiert.
Das Besondere an dieser Riffplatte ist ein integriertes Höhlensystem, welches von Außen teilweise einsehbar ist und der Gesamtoptik einen besonders spektakulären Eindruck verleiht.
Damit der selbst konstruierte Mini-Scheibenreinigungsmagnet bequem an den Glasscheiben vorbeikommt, habe ich die Riffplatte mit einem Abstand von 8mm zu den Seitenscheiben gesetzt.
Für den „Technikraum“ wurden 4,5cm Platz zur Beckenrückwand gelassen.
Alle Geräte sind so verbaut, daß sie jederzeit problemlos herausgenommen werden können.
Damit dies schnell und unkompliziert geschehen kann, wurden gummiummantelte Führungsstifte aus Kunststoff in die Plexiglas-Rückwand eingelassen, die alle Teile fest und vibrationsfrei an ihrem Platz halten.
Die gesamte Platte, auf welcher nun alle technischen Geräte befestigt wurden, lässt sich mit einem Handgriff komplett herausziehen.
So kann man völlig entspannt Wartungs- oder Reparaturarbeiten vornehmen.
Durch den vorgegebenen Wasserstand des Abschäumers stand dieser über den Riffstein hervor, was man natürlich von vorne sehen konnte.
Das durfte auf keinen Fall sein und so kam mir die Idee mit der mattblauen Plexiglasblende.
Sie soll das Blau des Himmels symbolisieren und den Abschäumer kaschieren.
Doch irgendwie fehlte da noch was. Und dann kam mir die Idee: ...ein kleiner Regenwald!...
Aber wie realisieren?
Er sollte authentisch aussehen, die Proportionen der Pflanzen mussten im realistischen Verhältnis zum Nanoriff stehen...
Eine ganz schwierige Nummer...
Von einem befreundeten Botaniker bekam ich winzige, kleinbleibende Orchideen, die er von einer Expedition in den 80er Jahren aus Kamerun und Ecuador mitbrachte.
Ihre Blüten werden kaum größer als 3mm.
Natürlich musste auch ein Wasserfall her, er sollte das „Dschungelflair“ unterstreichen und gleichzeitig dazu beitragen, die Wassertemperatur etwas zu senken.
Ein Aquarium darf keine Fußfessel sein und muss auch mal den Urlaub seines Besitzers verkraften, ohne danach in einem Totalverlust zu enden.
Dies ist natürlich bei einem nur 10 Liter (netto 4,7Liter) fassenden Nano-Aquarium eine besondere Herausforderung.
So ist es zwingend notwendig, keine Kosten und Mühen zu scheuen, um mit dem Einbau bestmöglichster Technik das Projekt Nano-Riffaquarium erfolgreich auf den Weg zu bringen...
Die moderne Technik ermöglicht diese Freiheit und hat auch unser Mini-Aquarium in 5-wöchiger Abwesenheit nicht im Stich gelassen...
Eines der größten Herausforderungen in der Aquaristik ist die Temperatursteuerung im Sommer.
Durch die immer heißer werdenden Temperaturen, kommt man um eine ausgeklügelte Temperatursteuerung nicht herum.
So habe ich mich für das hocheffiziente Kühlaggregat von Aqua Medic, den Titan-150 entschieden.
Dazu die Aqua Medic Förderpumpe DC Runner Typ 2.3
Sie erledigen ihre Arbeit absolut zuverlässig und trotz des Anschaffungspreises habe ich die Investition bis heute keine Sekunde bereut.
Zusätzlich wurde der Mini-Lüfter Collar aFan Pro verbaut, da das 10L Nanobecken ja transportabel ausgelegt ist.
Da es sehr umständlich wäre, den Aqua Medic Titan 150 Kühler mitzuschleppen, leistet der kleine Lüfter bei Reisen gute Dienste.
Durch seinen USB-Stecker sorgt er auch bei Stromausfall für konstante Kühlung durch die externe Versorgung eines Solarpaneels.
…das Wasserstand-Nachfüllsystem wird von einem 20L Kanister im Unterschrank gespeist…
Für den UV-Klärer war kein Platz mehr im Becken. So wurde in die Rückseite des aus dem Wasser ragenden Riffgesteins ein Hohlraum gefräst und der UV-Klärer darin unsichtbar und wartungsfreundlich integriert.
Das Wasser für den Wasserfall kommt vom Aqua Medic Kühlaggregat, durchströmt den UV-Klärer und endet im Wasserfall.
Die Mini-Tunze-Pumpe versorgt einen Ablaichkasten mit zirkulierendem Wasser, den man optional an die linke Seitenwand des Aquariums anhängen kann.
In ihm können Korallenfragmente etc abgelegt werden.
Wird der Ablaichkasten nicht benötigt, unterstützt die Pumpe die Strömung im Becken.
Die 2. Mini-Pumpe mit USB ist dafür ausgelegt, falls ein Stromausfall eintreten sollte.
…der Oberflächenabsauger sorgt für eine kahmhautfreie Oberfläche und einer regulierbaren Strömung im Becken.
Seine Ansaugöffnung musste jedoch verändert werden, da sich immer wieder Wellhornschnecken oder Einsiedlerkrebse in sein Inneres verirrten.
Ein flacher Miniheizstab unterstützt die Temperaturregelung, ein zweiter Miniheizstab mit USB-Anschluss ist mit dem Solarpaneel verbunden.
Eine große Herausforderung war die Integration eines möglichst von vorne nicht sichtbaren Futterautomaten.
Ich war schon kurz davor, selbst einen Miniatur-Automaten zu entwickeln, als ich im Internet doch noch fündig wurde.
Eine drehbare Futterkugel, befüllbar mit Pellets, angetrieben von einem batteriebetriebenem Uhrwerk. Die Futterausgabe geschieht 1x täglich.
Die Ausgabemenge ist durch die Lochgröße des Ausgabeschachtes und die Korngröße der Pellets vorbestimmt.
Durch die Korngröße von 0,5-0,8mm und einem Kugeldurchmesser von 4cm ist es möglich, bei einer einmaligen, täglichen Futterabgabe und befüllen beider Kugelhälften 2 Monate (!!) abwesend zu sein.
Das schafft kein anderes, mir bekanntes Modell.
Das Problem: Die Futterkugel war direkt mit dem Uhrwerk verbunden und kein optischer Augenschmaus.
Die Kugel selbst, gefertigt aus transparentem Acryl sah allerdings sehr futuristisch aus.
Also blieb nur ein komplizierter Umbau. Das (hässliche) Uhrwerk wurde auf die Rückseite des Aquariums verbannt, die Kugel fand ihren Platz auf der linken Seite, eingelassen in das extra ausgefräste Riffgestein.
Zu guter Letzt musste die Futterkugel noch mit dem Uhrwerk verbunden werden.
Dies gelang mit einem Karbongestänge, diversen Kegelzahnrädern und geschlitzten Klemmringen.
Überraschenderweise funktionierte die Konstruktion auf Anhieb völlig problemlos und zuverlässig…
Eine absolute Besonderheit in diesem Becken ist der integrierte Regenwald.
Es hat eine Weile gedauert, bis die Erkenntnis reifte, daß es nicht reicht, den Regenwald ausschließlich über die Verdunstung zu bewässern.
So habe ich mir die Technik des Wasserstandkontrollsystems von Aqua Medic und dem Luftbefeuchter von Beurer zu Nutze gemacht.
Durch ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem entsteht ein Wasser/Nebelgemisch.
In Verbindung mit der Wärme der Beleuchtung lässt dies ein realistisches, tropisches Microklima entstehen und den Mini-Dschungel prächtig gedeihen.
Zudem verhilft der Luftbefeuchter Salzablagerungen auf den Pflanzen zu vermeiden und bewahrt sie somit vor dem sicheren Absterben.
Das Dschungel-Bewässerungssystem wurde so verbaut, daß es nahezu unsichtbar ist und im Falle einer Störung einfach und schnell behoben werden kann.
Selbstverständlich enden alle Gerätestecker (natürlich nummeriert) in Steckdosenleisten mit Überspannungsschutz und einzeln abschaltbaren Steckdosen.
So hat man auch nach einem Blitzeinschlag keine bösen Überraschungen zu befürchten.
Ende Teil 1
…mein 10 Liter Regenwald-Meerwasseraquarium. Hab’s mal auf die Seite gedreht. Will Euch noch nicht alles zeigen. Ist immer noch nicht fertig. Jetzt kommen so langsam die Korallen rein, der Regenwald ist hoffentlich auch bald fertig… Die momentanen Bewohner sind kleine Einsiedlerkrebse, karibische Wellhornschnecken und Seesterne. Sie halten das Aquarium sauber und algenfrei… Wenn alles fertig ist, stelle ich es Euch richtig vor. Mit dem integrierten Regenwald und den bunten Korllen wird es atemberaubend schön…
Thomas🦊