Hallo,
da ich dachte es wird den ein oder anderen interessieren, wollte
ich hier mal ein Projekt vorstellen, was ich im Sommer 2010 begonnen habe.
Bevor ich mein Studium begonnen habe, wollte ich ein paar Monate
meinem Hobby nachgehen und als Tauchguide auf Bali arbeiten. Die Besitzer des
Hotels in dem ich angeheuert habe, boten mir an ein Biorock-Riff aufzubauen und
als mein Projekt über mehrere Jahre zu betreuen. Als Meerwasseraquarianer,
Taucher und angehender Biologie Student ist damit ein Traum in Erfüllung
gegangen.
Was ist ein Biorock-Riff überhaupt?
Es handelt sich um künstliche Riffe, die meist aus Baustahl
geformt werde. Diese Strukturen in beliebiger Form werden am Meeresgrund
verankert. In ein paar Metern Entfernung wird ein Netz aus einem edleren
Metall verankert (häufig Titan). Die Stahl-Struktur wird nun mit der Kathode
(Minuspol) einer Gleichstromquelle verbunden, das Titan-Netz mit der Anode
(Pluspol). Legt man Strom an, startet eine Elektrolyse, dabei lagert sich an
der Kathode CaCO3 (Calciumcarbonat / Aragonit) ab. Das CaCO3 hat mehrere
Effekte, es schützt die Struktur vor Korrosion, verstärkt sie (pro Jahr bis zu
5cm im Durchmesser).Ein großer Vorteil ist, (nicht wissenschaftlich bewiesen)
dass Korallen das CaCO3 der Elektrolyse nutzen können, um damit ihr Skelett
aufzubauen. Damit wird den Korallen einer der Energetisch aufwändigsten
Prozesse abgenommen, wodurch die Tiere mehr Energie zu Verfügung haben. Als
Folge erzielt man höhere Wachstumsraten, eine höhere Resistenz gegen
Krankheiten und Temperaturschwankungen. Das verfahren wurde in den 70er Jahren,
von dem deutschen Architekten W Hilbertz entwickelt und ist mittlerweile unter
Patentschutz von T. Goreau.
So jetzt endlich zum Projekt
Angefangen haben wir mit dem Biegen und zusammenschweißen des
Baustahls in Form eines Tunnels (ich hatte tatkräftige Unterstützung von den
Jungs des Tauchcenters, das Know-how kam von einem Australier, der schon
diverse Biorock-Projekte gemacht hat).
Anschließend haben wir die Strukturen (insgesammt 2 Große und 4
Kleine) ins Wasser getragen und zwischen 3 und 7 Metern Wassertiefe versenkt.
Direkt danach habe ich begonnen Korallenfragmente, die ich die
Wochen davor gesammelt hatte, mit Draht anzubinden. Es wurden ausschließlich
Stücke verwendet, welche von Fischern Tauchern etc. abgebrochen wurden und
nichts zerstört! Interessant ist, dass die Strukturen innerhalb weniger
Stunden von Fischen als Unterstand benutzt werden.
Nach ein paar Tagen, an denen ich mehr unter Wasser als an der Oberfläche
war, sahen die Strukturen so aus...
<img src="http://www7.pic-upload.de/06.01.14/8a18ef617m9n.jpg" alt="8a18ef617m9n.jpg" title="8a18ef617m9n.jpg" style="font-size: 0.8em;" />
Viele der Korallen wollte man einfach nur mit ins Aquarium
daheim nehmen.
Da nur Fragmente verwendet wurden und diese teilweise längere
Zeit auf dem Kopf lagen, sind leider in der nächsten Zeit einige Tiere
abgestorben. Als ich nach einem Jahr wieder kam habe ich die abgestorbenen
Korallen abgebrochen und durch neue Fragmente ersetzt.
Manche korallen haben sich dagegen auch super entwickelt.
Was man an den Fotos aber deutlich sieht, ist das CaCO3 der
sich jetzt zu einer dicken Schicht auf der Struktur abgelagert hat.
Im Oktober 2011 kam leider ein großer Sturm, dessen Wellen
das Stromkabel der Strukturen in der Mitte auseinandergerissen haben. Seither
sind die Strukturen nichtmehr unter Strom, da eine Reparatur 2012 nicht
geglückt ist und ein Austausch der Kabel ein immenser Kostenfaktor wäre der
bisher nicht gestemmt werden konnte.
Das Riff hat sich jedoch auch ohne Strom weiterentwickelt.
In der Zeit des Sturmes haben sich auf den Strukturen Schwämme niedergelassen,
die die gesamten Strukturen überwuchert haben und Korallen, die nicht gesund
waren abgetötet haben.
Gesunden Tieren kann er jedoch nichts anhaben.
Und so sind manche Korallen traumhaft gewachsen.
Im Jahr 2013 habe ich es aufgrund meines Studiums nicht nach
Bali geschafft, von einer bekannten aber Fotos geschickt bekommen.
Man kann erkennen, dass sich ein schönes Riff entwickelt in
dem Tiere verschiedenster Arten ein Zuhause gefunden haben.
Diese Tridacna squamosa habe ich 2011 auf einem Stein im
Sand gefunden und angesiedelt, mittlerweile ist sie 20cm groß J
So ich hoffe ich konnte euch einen kleinen Einblick geben,
für Fragen stehe ich gerne zu Verfügung und hoffe, dieses Jahr noch ein Update
schreiben zu können.
Zum Schluss wollte ich noch sagen, dass ich diese Art von
Riffen nicht als Ersatz von natürlichen Riffen sehe, die wir stück für Stück zerstören.
Ich sehe es eher als eine Art Samenbank für Korallen, auf der manche Arten eine
Zeit überleben, wenn die Bediungungen in der Natur sonst schon zum Aussterben
dieser Art geführt hätten. Wenn wir es schaffen den Klimawandel noch
aufzuhalten können so vlt ein paar Arten eine Zeit überbrücken. Eine weitere
Anwendungsmöglichkeit sehe ich als Küstenschutz, da diese Riffe einen Teil der
Wellenenergie abfangen.
Lg Adrian