Hallo Steffen,
danke für Deinen Beitrag, wenn es gut läuft und wir alle Deine Themen bearbeiten, sind wir dann pünktlich zum Jahresende fertig mit diskutieren
Ich gehe mal auf die Fragen ein, von denen ich denke, dass ich sie kommentieren kann. Antworten wird man auf viele Fragen gar nicht finden, weil die Fragestellungen zu ungenau sind (Thema "Biochemie im Riffaquarium").
Die ganze Einteilung bzw. Unterscheidung in die oben genannten Klassen scheint SchnickSchnack zu sein. Es gibt Mengelemente (Makroelemente) und Spurenelemente (Mikroelemente). Entscheidend ist letztlich nur, wie hoch die Konzentration bzw. der Anteil in einem Medium - in unserem Fall Meerwasser - ist. Soweit korrekt?
Prinzipiell geht es erstmal ja nur um eine Definition und Einteilung. Das es synonyme Begriffe gibt, ist leider normal. Aber SchnickSchnack ist das nicht, wenn man da mal von einem fachlichen Aspekt her rangeht. Was nachher auf einer Produktflasche bzw. auf dem Etikett draufsteht, ist ja nochmal eine ganz andere Sache.
Wir haben erstmal eine Unterscheidung hinsichtlich der Elemente, die wir im Wasser finden. Dann können wir diese eben anhand eines Schwellenwertes in Makro- und Mikroelemente einteilen.
Dann gibt es eben darunter auch solche Elemente, die als Nährelemente bekannt sind, und die wir dann wiederum in verschiedenen anorganischen oder organischen Substanzen finden können.
Auch hier unterscheidet man dann in der Biologie Hauptnährelemente wie C, N und P und grenzt diese von den Mikroelementen wiederum über einen Schwellenwert ab, so dass man dann Fe, Mn, Zn etc. als Mikronährelemente aufführen kann.
Ob das einem aquaristisch hilft oder nicht, spielt ja keine Rolle. Wir wollen eben Ordnung und Übersicht haben, deswegen definieren wir Begriffe und räumen diese Begriffe in ein Schema ein.
Das manche, auch professionelle Leute dann nachher nicht wissen, wo der Unterschied zwischen dem einen und dem anderen liegt, und dann manche Begriffe auch nutzen, weil es für das Marketing und den Produkttext toll klingt, das ist eine ganz andere Diskussion.
Zunächst geht es mir ausschließlich um die Versorgung der Korallen. Ich lasse die lieben nicht sessilen Lebewesen also erst einmal außen vor. Wir benötigen zum einen die Grundversorgung. Darunter verstehe ich Mengen- und Spurenelemente, die im Meerwasser vorhanden sind und für das Wachstum der Korallen erforderlich ist, da diese entweder im Kalkskelett mit eingebaut werden, oder diesen Prozess unterstützen. Dazu gehören für mich Ca, KH, Mg sowie gelöste Metalle usw..
Da geht's ja dann schon los Woher weißt Du denn, welche Koralle welches Metall oder welches andere Spurenelement in welcher Menge braucht? Welche Metalle spielen denn für die Calcifikation eine Rolle? Unter was ist mit Weichkorallen, die auch mit den Kalknadeln eine Calcifikation haben, die aber ganz anders funktioniert als die bei SPS, und die unterschiedet sich wiederum von denen z.B. einer LPS?
Und wie willst Du dann wiederum ausschliessen, dass es im Riffaquarium eben auch andere Organismen gibt, die die gleichen "Elemente" brauchen. Ist sicherlich okay, dass Dein Fokus auf den Korallen liegt, aber was ist, wenn Dir Muscheln, Kalkschwämme, etc. wachsen. Die kannst Du ja nicht aus dem Riffbecken verbannen.
Darüber hinaus habe ich für mich festgestellt, dass es auch Energieträger geben muss, damit die Korallen überhaupt wachsen können. Dies wird durch Aminosäuren und organische Kohlenstoffverbindungen sichergestellt (ich weiß nicht einmal, ob das überhaupt so voneinander abgegrenzt werden kann). Weiterhin weiß ich noch aus meiner Schulzeit 10. Klasse, dass der menschliche Muskel Phosphate verwendet, um Energie zu erzeugen (Adenosin-Tri-Phosphat wird bei Tätigkeit zu Adenosin-Di-Phophat runtergeschraubt). Also benötigt man auch immer eine gewisse Konzentration an Phosphat im Wasser (ich kenne den Zielwert 0,01 mg/L).
Es hat weitaus mehr Phosphor in der DNA, darüber hinaus in vielen anderen organischen Strukturen innerhalb und außerhalb der lebenden Zellen. Und Korallen haben Muskelzellen evolutiv noch nicht erfunden
Aber das Thema ist ja nun riffaquaristisch völlig irrelevant. Dann müsste jeder Aquarianer mindestens mal Biologie studieren, wenn es darum ginge, dass dieses Grundlagenwissen für die Pflege eines Aquariums wichtig wäre. Das ist es aber nicht!
Du sagst Zielwert 0,01 mg/L, andere sagen 0,02, 0,1, andere sagen nicht nachweisbar ist gerade recht... Ich argumentiere, es ist egal wo der Wert liegt, wichtig ist, dass eine Gesamtnährstoffverfügbarkeit erreicht wird. Jede absolute Zahl kann aber im individuellen Fall richtig oder total falsch sein. Es geht nicht um solche absoluten Werte, sondern darum zu sehen, ob ein bestimmtes Becken Symptome für einen Mangel, respektive Überschuss zeigt oder nicht.
Also habe ich mir einige der Sangokai Produkte etwas genauer angesehen. Wenn ich das richtig verstanden habe, muss ich - um hier ganzheitlich unterwegs zu sein - die Produkte Sango nutri-element und Sango nutri-amin entsprechend der Anleitung dosieren. Das Produkt Sango nutri-spur darf ich jedoch nicht anwenden, da hier eine Redundanz zu Essentials besteht.
Gute Frage. Weiß ich nicht.
Aber mal ganz nebenbei zu diesem tollen Begriff "ganzheitlich". Kann mir mal jemand erklären, wie man denn feststellt, was Teil eines Ganzen ist, und was ggf. gar nichts inhaltlich und funktionell miteinander zu tun hat? Ich meine, ich kann auch hingehen und sagen, mit Calcium wird auch Eisen verbraucht, und wenn ich beides dosiere dann ist das ganzheitlich. Ich kann als Hersteller auch sagen, Carbonat wird auch mit Fluor verbraucht. Dann mische ich eine Lösung zusammen und mache ein Produkt draus, und sage, das ist ganzheitlich.
Was ist wiederum mal andersrum argumentiert, das Problem, wenn man z.B. Kalkhaushalt-Stabilisierung und Nährstoffversorgung voneinander trennt, so wie ich das auch im SANGOKAI System mache? Weil ich argumentiere, dass Nährstoffe unabhängig davon verbraucht werden, ob irgend ein Organismus im Riffbecken nun ein Kalkskelett baut oder nicht!
Der Punkt hier ist, dass von einem Produkt verlangt wird, dass es einfach zu dosieren ist und man es möglichst bequem haben möchte. Darum geht es doch, nicht, dass es eher sinnvoller wäre, ein Weichkorallenbecken mit geringem Kalkverbrauch genauso vernünftig zu versorgen wie ein SPS mit hohen Kalkverbraucht.
Es muss eben einfach sein, d.h. Flasche X enthält alles, wird zusammen mit der Calciumlösung gemischt und dosiert - und das nennt sich dann ganzheitlicher Ansatz.
Vielmehr interessiert mich, ob ich das richtige Verständnis erlangt habe, denn ich muss zugeben, ich finde hier nirgends eine sehr einfache und transparente Anleitung, was zu tun ist.
Einfach geht auch nicht, weil das gesamte Themenareal eben nun mal kompliziert ist, und transparent geht auch nicht, weil das Themengebiet zu groß und umfangreich ist.
Ich erörtere z.B. in meiner Anleitung zu meiner Kalkhaushalt-Stabilisierung viele Dinge, die im praktischen Betrieb als Fehler regelmäßig auftauchen. Das ist dann vielen schon zu kompliziert. Aus Sicht der Hersteller wird dann überlicherweise gar nicht im voraus in einer Produktbeschreibung auf sowas eingegangen, weil das ja verkaufstechnisch doof ist, wenn man mit einem Produkt wie dem BALANCE-System zeigt, dass die Geschichte mit dem Kalkhaushalt eigentlich recht schwer ist. Da ist es einfacher, wenn man suggeriert, alles ist easy, und wenn dann Probleme kommen, dann kann man sich immer noch drum kümmern.
Es wird immer darauf gepocht, das Dinge einfach sein müssen und einfach erklärt sein müssen. Meerwasseraquaristik ist aber nicht einfach! Und das war es auch noch nie!
Wenn ich mich als Anwender frage, warum Calcium so extrem hoch ist und man die KH wiederum gleichzeitig nicht über 6° hoch bekommt, dann nützt alles nix, ich muss mich mit dem Thema beschäftigen und es verstehen, warum das so ist.
Gruß
Jörg