Danke das habe ich wirklich nicht gewusst. Dachte das Black Mollys reine Süßwasserfische sind
Bei den Mollies (Poecilia sphenops) im Handel ist oft P. latipinna oder P. velifera eingekreuzt. Die Arten leben in Mittelamerika und angrenzenden Gebieten Süd- und Nordamerikas. Auch in der Natur sind Hybridpopulationen zu finden.
Sie leben in Flussläufen, insbesondere auch im Brackwasser der Flussmündungen. Hier handelt es sich nicht um konstant "leicht salziges" Wasser wie z.B. in der Ostsee, sondern vielmehr um einen Lebensraum, dessen Salinität (und andere Wasserwerte wie organische Nährstoffe) sich gezeitenbedingt permanent schnell stark ändert, zwischen "Süßwasser" und "fast Meerwasser" innerhalb weniger Stunden pendelt. Von P. latipinna und P. velifera wurden auch Populationen im Meer gefunden, teilweise Kilometer entfernt von Flussmündungen.
Wegen der hohen Anpassungsfähigkeit wurden natürlich Versuche gemacht, Mollies gedeihen und vermehren sich erfolgreich selbst bei deutlich erhöhtem Salzgehalt (ich meine, ich hätte von Überlebensfähigkeit bei 60%o gelesen, bitte nicht nachmachen!).
Nach unwissenschaftlichen Beobachtungen werden in Salzwasser gehaltene Mollies größer und sind agiler, der Nachwuchs (lebendgebärend) kommt größer zur Welt.
Den Tip, ein Mollybecken etwas aufzusalzen, um die Anfälligkeit für manche Krankheiten zu verringern, habe ich in der Süßwasseraquaristik bereits vor 30 Jahren mehrfach gehört und persönlich die Erfahrung gemacht, dass sich Mollies in reinem Süßwasser (zumindest bei mir) nicht besonders gut gehalten haben.
Mollies sind leicht zu vermehren und werden v.a. in Asien in Massen in großen Zuchtanlagen "produziert". Meines Wissens wird auch dort mit aufgesalzenem Wasser gearbeitet. Mollies sind im Handel in verschiedenen Farben und mit verschiedenen Flossenformen erhältlich.
Ich habe in meinem MW-Aquarium auch drei Mollies. Ich habe sie problemlos innerhalb von 24h von SW auf MW umgewöhnt.
Sie treiben sich überall im Becken herum, im Freiwasser, in Bodennähe oder zwischen den Steinen. Dabei zeigen sie kein Revierverhalten. Auch wenn sie den ganzen Tag unterwegs sind, sind es keine schnellen Freischwimmer, die eine "Rennstrecke" bräuchten. Nachts suchen sie keine Verstecke auf, sondern stehen meist in einer ruhigen Ecke nahe der Oberfläche. Entsprechend sind die Ansprüche an die Beckengröße nicht besonders hoch.
Auseinandersetzungen mit anderen Arten konnte ich keine beobachten, man ignoriert sich gegenseitig. Beim Verhalten untereinander neigen die augenscheinlich permanent paarungsbereiten Männchen dazu, die Weibchen häufig durchs Becken zu scheuchen. Dabei kommt es auch zu Sprüngen aus dem Wasser, ein Springschutz ist auf jeden Fall nötig. Eine höhere Anzahl Weibchen und gut strukturierte Einrichtung (nicht einsehbare Bereiche, Verstecke) schafft da Entlastung. Männchen zeigen untereinander oft ausgeprägt aggressive Rivalität, außer wenn sie ohne Weibchen gehalten werden. Auch unter den Weibchen konnte ich untereinander systematisches Dominanzverhalten beobachten, jedoch sporadischer und weniger aggressiv. Eine gute Zusammensetzung scheint mir 1 Männchen und 2-3 Weibchen zu sein.
Mollies fressen nahezu alles, sind fast den ganzen Tag auf Futtersuche. Neben dem regulären Futter sammeln suchen sie auch Futterreste vom Boden und zwischen Steinen und fressen Algenaufwuchs ab. Bei mir haben sie auch vor Dinos nicht Halt gemacht. Ich konnte nicht beobachten, dass sie an Korallen interessiert wären (Stylophora, Montipora, Zoas sowie ein Dutzend verschiedene LPS im Becken).
Leider habe ich zum Thema "Mollies im MW-Becken" auch schon deutlich ablehnende Haltungen erlebt mit der Begründung, es sei Tierquälerei, da Mollies eigentlich Süßwasserfische seien. Die Erfahrung zeigt aber, dass Mollies genauso gut (wenn nicht besser) in Salzwasser leben, die (ausschließliche) Zuordnung zur Süßwasseraquaristik kommt wohl daher, dass diese viel weiter verbreitet ist und Mollies dort ziemlich populär sind. Also eher ein Produkt der Nachfrage als der Haltungsbedürfnisse. Es ist natürlich richtig, Mollies sind keine "echten" Riffbewohner. Aber sie haben keinerlei Probleme damit und ganz ehrlich: Gerade im Vergleich zu Wildfängen oder einigen populären, teilweise hochempfindlichen "echten" Riffbewohnern (Weißkehldoktor, Pinzettfisch..) mit mäßiger Überlebensrate in Aquarien finde ich die Haltung der robusten Mollies im Riffaquarium völlig unproblematisch. Und wir mischen ja auch munter Fische und Korallen unterschiedlichster Herkunft und Lebensräume (Riffdach, Hang..) in unseren Becken, Authentizität des Lebensraums ist in unseren Becken sowieso nur eingeschränkt gegeben, in vielerlei Hinsicht.
Ich habe ein bisschen die Vermutung, dass bei der Ablehnung manchmal eine gewisse Überheblichkeit mitschwingt: Mollies sind ja "nur" Süßwasserfische, "wer will die schon im MW-Becken haben", und die kosten ja noch weniger als Standard-Ocellaris oder Chromis (Mollies kosten im Fachhandel um 3-4€). Dass Mollies im Riffaquarium schlicht wenig bekannt sind, führt auch zu Misstrauen: Ich kenne kaum eine Szene, bei der das "Schwarmwissen", das normative "es ist bekannt, dass..." so präsent ist. Wenn da was geäußert wird, was nicht schon zehn Youtuber und mindestens ein Mensch mit Reputation in der Szene gesagt haben, wirds gern schnell als BS eingeordnet. Das vermeidet natürlich Fehler und ist ein niederschwelliger Zugang zu breitem und relativ gesichertem Wissen, verstellt aber auch gern mal den Blick über den Tellerrand.
Übrigens, ich habe schon bei einigen Bildern/Videos (YT, Foren) Mollies in den Becken gesehen, deren Existenz aber trotz Beckenvorstellung usw. geflissentlich unerwähnt blieb. Schade eigentlich...