Phytoplankton Zucht ohne Dünger und laufend dosieren

  • Hi all,


    Da das ständige Phytoplankton kaufen und nachdosieren langsam mühsam und teuer wird, hab ich mich ein bisschen damit beschäftigt, Phytoplankton selbst zu züchten.

    Ich würde gern den Aufwand möglichst gering halten und dachte daher an automatisches dosieren - aber ich habe nichts dazu gefunden, scheinbar macht das niemand.


    Deshalb gehe ich davon aus, dass es nicht funktioniert - ich würde aber gerne verstehen, warum bzw. Woran es scheitert.


    Was ich mir überlegt habe:

    Grundsätzlich braucht phyto ja nur Licht und Nährstoffe um sich zu vermehren. Das es sich im normalen Becken nicht ausreichend vermehren kann (Abschäumer, Futter,...) ist mir klar, aber im großen Maßstab im Meer passiert ja auch nichts anderes.

    Was ich auch schon verstanden habe - Dünger soll nicht ins Hauptbecken - dient aber ja im Grunde auch nur, um das Wachstum noch mehr anzuregen.


    Daher auch mein Anspruch - mir ist klar, dass der Ertrag nicht so hoch sein wird, wie bei einer externen zucht - dafür reduziere ich Aufwand und stelle eine konstante Versorgung sicher


    Meine Idee wäre also gewesen, den Phyto Reaktor direkt im Technikbecken zu Platzieren (damit wäre auch schon mal eine konstante Umgebungstenperatur gesichert, und in einem dosierschlauch können sich keine Bakterien bilden). Über einen Ablauf (zb eine Abzweigung vom uvc klärer, um das Wasser möglichst sauber zu halten), kommt tröpfchenweise frisches Wasser aus dem Becken (und damit auch Nährstoffe) in den phyto Reaktor. Der daraus entstehende (sehr langsame) Überlauf bringt frisches phyto zurück ins Becken.

    Damit würde man sich einerseits das manuelle dosieren sparen, andererseits auch die salinität konstant halten, da man ja mit dem Wasser aus dem Aquarium arbeitet. Dadurch, dass das System sehr langsam arbeitet (tröpfchenweise) verbleibt genug Zeit im Reaktor, damit sich das phyto vermehrt und konstant da ist.

    Als Kickstart sozusagen könnte man die Kultur auch einmalig mit Dünger ansetzen und erst wenn der verbraucht ist (und sie damit ready ist) an das Tröpfchensystem anschließen.


    Woran wird es scheitern?

    Ich würde mal vermuten, zwei Probleme könnten auftreten: auch nach dem uvc klärer ist das Wasser nicht steril genug und könnte die Population verkeimen - andererseits ist sie ja praktisch teil des aquariensystems und im konstanten Fluss und Austausch und es kann ja nur was reinkommen, was im normalen Becken auch schon vorhanden ist. Wenn ich die Population über Dünger eh nicht so künstlich hoch züchte, ist das dann also trotzdem ein Problem?


    Andererseits gibt es natürlich in geringen Mengen andere phytoplankton Arten im Becken, die dann auch in den Reaktor kommen können. Das heißt man kann nicht artenrein züchten - eine zeitlang wird man einen Mix züchten (was gut wäre), langfristig wird sich die am besten angepasste Art durchsetzen (was ja grds trotzdem auch kein Problem sein sollte, besser ein phyto als gar kein phyto)


    Ich würde mich über Erfahrungen freuen, ob bzw warum sich das System so nicht umsetzen lässt


    Danke

    LG Dominik

  • Du hast ja selbst schon die Eckdaten geschrieben, bei der Phytoplankton Zucht kommt es primär auf hohe Reinlichkeit an um die Kultur nicht zu kontaminieren. Sollte deine Kultur kontaminiert werden, ist es kurz oder lang vorbei. Auch Kleinstlebewesen die sich von Phytoplankton ernähren, vernichten eine Kultur innerhalb kürzester Zeit. Nicht umsonst gibt's für die Phytoplankton Farmen extra Reinstkulturen für den Start und müssen trotz sauberen arbeiten regelmäßig erneuert werden.


    Du kannst selber Phytoplankton daheim züchten und über ne Dose regelmäßig was hinzufügen, nach der Ernte. Ich weiß jetzt auch nicht, wie du einen phyto Reaktor ans Becken anschließen möchtest, so ein Reaktor hat ja kein Überlauf.


    Außerdem brauchst du Licht und das für ca 20 Stunden, willst du wirklich 20 Stunden Licht im Unterschrank haben?

  • Hi,


    Danke euch, verstehe. Das Video ist auch ein guter Ansatz.


    Dann anders gedacht: wenn ich einmal in der Woche frisches Meerwasser ansetze (und entweder mit dem K2 Dünger oder N:P 17:1 wie hier angegeben https://www.korallenplanet.de/phytoplanktonduenger.html) und das dann reintropfen lasse, würde das dann funktionieren?

    Dann hat man zwar das Problem der Salinität nicht gelöst (aber das hat man ja eh immer), aber mit dem Meerwasser könnte man dann gleich mehrere parallele Kulturen versorgen. Im video sagt er ja auch richtig, dass der hohe Nitrat Wert im phyto aufgrund der geringen Menge die man ins Becken gibt praktisch keine Auswirkung hat. Und da ich eh eher unter Nährstofflimitierung leide, würde ich damit gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Wobei durch die Tröpfchen Methode der Dünger wahrscheinlich eh großteils aufgebraucht wird und kaum was ins Becken geht.


    Den Reaktor selbst kann man ja auch im Eigenbau machen, geht ja sehr simpel wie man auch im Video sieht, oder in einen bestehenden einen entsprechenden Überlauf einbohren. Das es das nicht out of the Box passend gibt ist klar.


    In Ermangelung eines Kellers (und Platzknappheit allgemein) würde ich im Unterschrank halt mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. Und lieber 20h Licht im Unterschrank als sonst wo sichtbar im Wohnzimmer 😅 aber die 20h sind ja auch nur für maximale ausbeute oder? In der Natur ist ja auch nur 12h Licht, dh die sollte bei geringerer Beleuchtung auch nicht zusammenbrechen, sondern halt nicht so schnell vermehren?


    Danke

    Edited once, last by -KD- ().

  • Ich arbeite eigentlich nur mit F/2-Dünger nach Guillard, kenne den anderen nicht.


    Du steckst da echt viel Aufwand rein und der Mehrwert ist für mich fraglich. Ne Zucht ansetzen, paar Wochen laufen lassen, Ernten. Die Ernte portionieren und über die Dose dosieren, am besten noch in Bewegung halten mit nem Magnetrührer 🤔


    Wir machen enorm viel Aufwand um die Wasserwerte möglichst stabil zu halten mit Versorgungssystem inkl ICP etc und dann wird ein nicht fertiges Phytoplankton dosierst 🤔 wäre mir zu riskant, vor allem im Dünger ist ja wesentlich mehr als nur Nährstoffe drin und Korallen brauchen zB gar kein Nitrat und die Dichte einer nicht fettigen Kultur sind wesentlich niedriger als wenn sie reif ist.


    Die Aussage "Menge ist zu vernachlässigen", bei meinen 300 Liter dosieren ich täglich ca 200-250 ml Phytoplankton, das wären grob 1% am Gesamtvolumen und wäre mir für unfertig definitiv zu viel. Wobei hier die Dichte an Phytoplankton am oberen Limit ist, wäre die Dichte weniger, müsste man ja dementsprechend mehr dosieren 🫣

    VG

    Chris

  • Würde auch das Phytoplankton seperat züchten wenn die Kultur dahin geht bekommst es ja sonst unterm Aquarium nicht mit.

    Wobei ist mir bei Nannochloropsis noch nie passiert bei tetraselm in 2 Jahren 2 mal

    Täglich das abgefüllte Phytoplankton aus dem Kühlschrank holen ist auch kein großes Tam Tam und man schaut so schön immer ins Aquarium.

  • um eine möglichst hohe planktondichte zu erreichen musst du, wie gesagt wurde, ordentlich beleuchten und mit reichlich dünger helfen. nur mit tröpfchenweise aquarienwasser wird das nichts werden. selbst wenn du po4 und no3 exorbitant hoch im becken hättest, dann wären ein paar tropfen in einem reaktor gar nichts. bei den in unserem becken herrschenden werten wird es nichtmal messbar im reaktor. aber der gedankengang mittels schwachem überlauf intern ist nicht schlecht. aber eben nicht realistisch umsetzbar.

    um eine gute kontrolle und steuerung zu haben macht man es daher in nem externen reaktor.


    signatur.jpg


    Hilfreiche Informationen von der Einrichtung

    bis zum Betrieb des Beckens

  • Danke euch allen für eure Ideen und input. Ich werde es jetzt mal ganz klassisch extern probieren, auch um mal Erfahrungen zu sammeln. Hat jemand eine Literaturempfehlung dazu? Ich halte noch immer gerne was in der Hand beim Lesen, nicht nur kurze online Artikel 😅


    In meinem Kopf spukt nur irgendwie die Idee vom sich selbst ernährenden Becken rum - frisches Wasser tropft ins phytoplankton, das tropft ins Becken oder in eine darunter liegenden zooplankton Kultur und die schwappt früher oder später Stückchenweise ins Becken. Kontinuierliche Versorgung ohne viel aufwand. Finde ich von der Idee her halt einfach irgendwie charmant, mal schauen ob sich das irgendwie umsetzen lässt, erstmal klassisch starten.


    Mein Problem ist nur ein bisschen der Platz - in der Loggia hats aktuell 13 Grad, im Winter wirds wohl noch etwas Kühler werden. Kann das klappen oder ist es zu kalt? Finde immer nur was, dass die Kultur bei zu hoher Temperatur kippen kann aber nichts wenns zu kalt ist.

    Korallen brauchen zB gar kein Nitrat und die Dichte einer nicht fettigen Kultur sind wesentlich niedriger als wenn sie reif ist.


    Die Aussage "Menge ist zu vernachlässigen", bei meinen 300 Liter dosieren ich täglich ca 200-250 ml Phytoplankton, das wären grob 1% am Gesamtvolumen und wäre mir für unfertig definitiv zu viel. Wobei hier die Dichte an Phytoplankton am oberen Limit ist, wäre die Dichte weniger, müsste man ja dementsprechend mehr dosieren 🫣

    Die phytoplankton Menge wäre nur knapp 1 Promille, nicht 1 Prozent. Meine abgewandelte Idee wäre gewesen, eine fertig gedüngte Kultur zu erhalten, in dem der Dünger in frischem meerwasser gelöst ist, das dann tröpfchenweise ins phytoplankton geht. Theoretisch für jeden Tropfen der auf der einen Seite rein kommt, drückt die Verdrängung auf der anderen Seite einen raus. Bis sich dieser eine Tropfen in der phyto Kultur soweit gelöst hat, das er ans andere Ende kommt, würde ich davon ausgehen, das der ganze Dünger vorher verbraucht ist bzw nur ganz marginale Reste überbleiben.


    Das Korallen kein Nitrat brauchen wäre mir auch neu? Ich fahre mein Becken mit Nitrat 2-5 und als ich Nitrat in der einfahrphase mal auf N.N. hatte, hat man das auch deutlich an den Korallen gemerkt, die sich nach Nitrat gabe wieder erholt haben

    Täglich das abgefüllte Phytoplankton aus dem Kühlschrank holen ist auch kein großes Tam Tam und man schaut so schön immer ins Aquarium.

    Ins Aquarium schaue ich eh zu oft, habs direkt neben dem home Office und das lenkt mich genug ab 😅

    Ich gebe aktuell synechococcus wegen cyanos und da ist die dosierempfehlung auch immer Abschäumer, uv, Strömung etc abzudrehen, damit eben von der einmaligen gäbe möglichst viel output ist. Das finde ich schon etwas mühsam dann immer dran zu denken das alles wieder einzuschalten. Bei einer kontinuierlichen Versorgung würde das wegfallen (wobei es dafür eh auch die Idee mit der dosierpumpe gibt)


    LG Dominik

    Edited once, last by -KD- ().

  • Nitrat ist das Ende der Kette und wir messen das, weil dann ausreichend Vorstufen vorhanden sind. Aber nur weil wir es messen, heißt es nicht, dass die Korallen es benötigen. Bei Korallen kann die Verwertung von Nitrat sogar Schäden verursachen 🤔


    Und du solltest das Phytoplankton in einer ausreichenden Dichte zugeben. Ne fertige Kultur hat ne hohe Dichte an Phytoplankton und davon wird meist ca 1% hinzugegeben.

    Wenn du eine nicht fertige gedüngte Variante hast und davon auch noch weniger dosierst, ist der zu erzielende Effekt nahe 0 und man kann es sein lassen. Eine fertige Kultur mit Dünger wird nicht mehr wachsen 🤷

  • Was ich mir vorstellen könnte, 5-10 Liter Behälter für Phytoplankton mit Licht, Luftheber und ggfs Heizung. Dünger basierend auf Tagesverbrauch hinzufügen (Dose) und jeden Tag 500 ml abführen (auch per Dose). 200 ml ins Becken, 300 ml für Zooplankton Zucht Tiger Copepoden in separaten Behälter auch ca 5 Liter. Und von den copepoden dann auch täglich 300 ml per Dose ins Becken. Die 500 ml im Phytoplankton Behälter mit frisch angesalzenen Meerwasser auffüllen.

  • Ja so ähnlich schwebt es mir auch vor, wobei erst mal mit phyto starten und wenns läuft mit Zoo weiter machen.


    Die Frage ist nur, wird es bei 10-13° überhaupt ein Wachstum geben oder ist das zu kalt (und ich würde extra Heizstab dazu brauchen)?

  • Im Winter wächst unser Rasen auch nicht, obwohl es Sonne gibt. Also ne gewisse mindest Temperatur von 18-20 Grad wirst zB bei Nanno brauchen. Da ist auch jedes Phytoplankton vermutlich anders.


    Je höher die Temperatur, desto schneller wächst es auch.


    Also ja, vermutlich brauchst ne Heizung

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