sekundäre Stoffe von Algen

  • Hi Jörg,



    ich möchte mein neues Becken mit Algenfilter betreiben und würde gerne deine Meinung hören. Du sagst, dass du das Wasser nach dem Algenfilter über Aktivkohle filtern würdest wegen der abgegebenden hemmenden Stoffe. Macht Sinn, aber die Algen geben ja auch viele nützliche Verbindungen ab die dem Biotop gut tun, diese filtere ich ja auch raus. Ich persönlich würde es so sehen, wir optimieren unsere becken soweit, dass die Menge der hemmenden Stoffe doch eigentlich untergeht oder wir halt mit etwas geringerem Wachstum leben können aber die niedermolekularen Verbindungen der Algen eher "Lücken" in unserem Ökosystem schließen können und daher eine wichtigere Position einnehmen. vor allem geben sie diese Stoffe so modifiziert ab, dass sie auch nutzbar sind für unser System.



    Grüße


    christian

  • Hallo Christian,


    danke für die interessante Frage. Das ist das gleiche Problem wie mit Abschäumern, die holen auch "nützliche" Dinge aus dem Wasser, aber ich sehe mehr Vorteile in der Abschäumung als darin, potentiell nützliche Stoffe zu erhalten, auf Kosten einer allgemein schlechteren Wasserqualität.


    Im Korallenriff sind Makroalgen und Korallen weitestgehend voneinander getrennt. Natürlich wächst hier und da eine Alge in einem Korallenfeld, und manche Korallen wachsen auch in den Algenbiotopen im Innenriff z.B.


    Aber, bei uns im Becken sind diese Orte zu dicht beieinander. In der Natur findet zwar innerhalb des System bzw. zwischen den einzelne Biotopen ein Wasseraustausch statt, und der ist auch wichtig, aber der Abstand ist größer als bei uns in den Becken.


    Ich sehe keine wirklich vorteilhaften Stoffe, die sich durch Makroalgen bilden könnten, zumindest nicht für Korallen wie wir sie pflegen. Es gibt ganz typisch diese Dictyota/Seescheiden-Areale, die dafür sprechen, dass sich beide Organismen, also Alge und Seescheide (oder nur die Seescheide) voneinander profitieren. Aber wie gesagt, für mich sind das Details, die man schwer im Riffaquarium nachbilden kann.


    Das Konkurrenzverhalten vieler Makroalgen ist mir persönlich zu kritisch. Man muss auch keine Kohle einsetzen, aber ich empfehle es aus Gründen der allgemeinen Beckenpflege. Langkettige organische Säuren, wozu Gelbstoffe z.B. gehören, sind nicht gut für die Korallenpflege, und viele Bakterien und v.a. auch Makroalgen setzen davon sehr viel frei. Das soll die Kohle hinter dem Refugium verhindern. Die Kohle bindet auch nicht alles! Was auch immer Makroalgen noch abgeben können, wird nicht gleich gebunden. Du machst also mit der nachgeschalteten Kohle die Wirkung des Refugiums zunichte!


    Jörg

  • Hallo Christian,


    ich hatte ursprünglich auch mal ähnliche Gedanken, wobei ich noch mehr die Vielzahl der Mikroorganismen im Auge hatte, die sich in so einem Algenrefuigium bilden und dann ins Haupbecken (als Nahrung) gespült werden können. Ich kann Dir aber aus der Praxis sagen, das Kohle und Abschäumer hinter einem Algenrefugium sich als nützlicher erwiesen haben. Wie Jörg schon sagt, sind Makroalgen nicht ganz unkritisch. Wenn man Sie aber kontrollieren kann (z.B. auch im Bypass) und es auch eine nachgeschaltete Filterung (Abschäumer, kohle) gibt, "kann" es eine gute (stabilisierende) Sache sein.


    Gruß
    Oliver



    Ihr Spezialist für effiziente Aquarienbeleuchtung, effektive Hochleistungs-Abschäumer und Wasserpflege

  • Du machst also mit der nachgeschalteten Kohle die Wirkung des Refugiums zunichte!


    Achtung Korrektur:


    Sorry, das wollte ich genau nicht schreiben, sondern: man macht die Wirkung des Refugiums mit der Kohle NICHT zunichte!!!


    LG
    Jörg

  • Hallo Jörg,


    ich suche schon seit längerem nach einem Grund, warum die Korallen in meinem "großen" Becken so wenig Wachstum zeigen. Betroffen sind vor allem LPS. Ein Anheben der Nitrat- und Phosphatwerte sowie eine Fütterung brachten nicht den gewünschten Erfolg. Nun bin ich gerade auf diesen Thread gestoßen, der eine Erklärung bieten könnte.


    In dem Becken wächst - leider - sehr stark die Caulerpa racemosa, die ich mit Lebendgestein eingeschleppt habe. Wöchentlich entferne ich, so gut es geht. Kohle habe ich bislang nicht eingesetzt.
    Hältst du es für möglich, dass die Caulerpa Stoffe abgibt, die das Wachstum der Korallen ausbremsen?


    Grüße
    Ingrid

  • Hallo Ingrid


    dass kann ich nicht genau sagen, da verschiedene Szenarien möglich sind, die ggf. auch in der Summe wirken. Die Algen müssen nicht zwingend etwas "fieses" abgeben, es kann einfach auch sein, dass sie einen bestimmen Nährstoff oder einen anderen relevanten Stoff effektiver rausziehen und damit in direkter Konkurrenz zu den Korallen stehen.


    Dosierst Du Iod? Ein Iodmangel könnte Deine Problematik erklären, und/oder ein allgemeiner Spurenmetallmangel.


    Fährst Du Dein Becken sehr blaulastig?


    Liebe Grüße
    Jörg

  • Hallo Jörg,


    die Beleuchtung ist eine ATI Sunpower mit 4 x weiß und 2 x blau, also nicht blaulastig.


    Jod oder andere Spurenelemente dosiere ich nicht und nehme das als Gedankenanstoß. Dass ich in dem Becken keine Krabben halten kann, weil die einige Zeit nach dem Einsetzen spurlos verschwinden, könnte auch in die Richtung weisen.


    Ich möchte diesen Thread jetzt aber nicht vom Thema bringen.


    Vielen Dank!
    Ingrid

  • Hi,


    danke erstmal für die Beiträge. Naja ich werde einfach testen und beobachten müssen. Ein Teil des Wasser geht durch einen Zeofilter mit Aktivkohle und Absorber.


    Würde gern noch ein paar Fragen los werden:
    Ich starte das Becken mit "Totgesteinsäulen" und 1 großem Lebendgesteinbrocken aus meinem knapp 1 Jahr alten Becken und komplett neuem Sand und wohl 100 % NSW. Nach 1-3 Tagen wollte ich meine Korallen umsetzen.
    Sollte ich trotzdem dem Sand und dem Gestein Bakterien aus der Flasche zuführen und wenn ja welche würdest du empfehlen Jörg ?


    Ich habe noch ein paar Kilo LS in meinem Algenbecken gehältert. Die Algen kommen ins Technikbecken wieviel LS sollte mitgenommen werden ? Eigentlich wollte ich Gestein möglichst gering halten um die adsorbierende Oberfläche möglichst gering zu halten oder wäre das hier eher kontraproduktiv ?


    Grüße

  • Hallo,


    ich nutze grundsätzlich keine Bakterienpräparate, weil genug Bakterien mit den Korallen ins Becken kommen, und im NSW wird wohl auch das ein oder andere Bakterium unterwegs sein.


    Das mit dem Lebendgestein im Technikbecken. Ich weiß jetzt nicht, was Du genau vor hast, wie das Abteil ausschaut, in das Du die Steine einbringen willst, etc. Da kann ich Dir keinen Richtwert geben. Die Steine sollten frei stehen, nicht gestapelt sein und idealerweise auf einem Gerüst aus Lichtrasterplatten gepflegt werden, damit sie von oben und unten beströmt werden können. Aber wie viele Du einbringen möchtest, kannst Du selbst entsprechend Deiner räumlichen Gegebenheiten entscheiden.


    Grüße
    Jörg

  • noch etwas: wegen des Zeolithfilters und dem Adsorber. Achte darauf, dass Du Dir die Werte nicht zu tief ziehst, Dein Becken braucht anfangs viel Nährstoffe und in der Regel gehen die auch zusammen mit sangokai und dem zügigen Korallenbesatz ab dem dritten/vierten Tag auch schnell runter. Nicht, dass Du Dir Dein Becken gleich nährstofflimitierst!


    Liebe Grüße
    Jörg

  • Achso vielleicht etwas misverständlich. Im Zeofilter ist kein Zeolith drin nur die Adsorber :). Platz habe ich ca. 70x50 bei 34 cm Wasserstand, danach eine Trennscheibe mit Kamm und der externe Abschäumer, externe Wirbelfilter und die RF sonst nichts. Das Abteil wird entweder durch 2 Abflüsse durchströmt (sind vorne und hinten am Anfang des TB und leiten das Wasser durch nen 90 ° Bogen parallel ganz unten am Boden) und der Abschäumer und der Filter geben ihr Wasser ca. 1000 L/h quer der eigentlich Ströumg entgegen. Ziel ist es eine extra Strömungspumpe überflüssig zu machen... ob das funktioniert ... ich werde es sehen.


    Sollte ich die Algen und Adsorber die ersten Wochen ganz draussen lassen oder nur die Adsorber ? Das Becken soll doch eigentlich so eingefharen werden wie es auch laufen soll (grade im Hinblicjk auf algen). Allerdings grade am Anfang sind die algen natürlich eine große Konkurenz... hm


    Grüße

  • Du kannst aber jetzt keine Entscheidung darüber treffen, ob Du einen Adsorber brauchst oder nicht, wenn Dein Becken noch nicht läuft! Das sind Entscheidungen, die Du treffen musst, wenn es soweit ist.


    Die Algen kannst Du zeitgleich mit den Korallen einbringen, wichtig ist aber, dass Du die Algen auch entsprechend versorgst, d.h. v.a. mit der sangokai Grundnährstoffversorgung, aber auch mit Stickstoff und Phosphor, also Ammonium, Nitrat, Phosphat. Wenn Du zu wenig davon hast, dann treten die Algen in Konkurrenz zu den Korallen. Ich gehe mal davon aus, dass Du lieber die Korallen pflegen möchtest als die Algen. Also solltest Du auch schauen, dass Du das förderst, was Du pflege möchtest, und das reduzierst bzw. entfernt, was konkurrierend wirkt.


    Wenn Du Algen pflegen möchtest, ist das eben ein Thema, dass Du auch beachten und kontrollieren musst.


    Grüße
    Jörg

  • Hallo zusammen


    Spannenden Diskussion hier, mir ist noch ein gedanke dazu gekommen.
    Ich persönlich hab seit dem ersten tag Chaetomorpha linum - Drahtalge im technikbecken. Wenn ich meine Bilder der Einfahrphase mit den Bildern anderer User hier im Forum vergleiche, habe ich oft das gefühl das ich deutlich weniger Fadenalgen hatte als andere. Sprich oft sieht man " grüne höllen" während der Einfahrphase, ich hatte natürlich auch einige Fadenalgen in der Einfahrphase an der Scheibe und im Sand,aber gefühlt doch deutlich weniger. Das hab ich eigentlich auf zwei punkte zurückgeführt:
    1) Die Drahtalge hat von anfang an die NO3 und PO4 aus den Wasser geholt und es standen weniger Nährstoffe dem System zur Verfügung
    2) Vielleicht etwas schwer einzuschätzen, aber es gibt ja auch diverse sekundäre Pflanzenstoffe / Algenstoffe die das Wachstum von anderen Algen hemmen, denke dass das auch noch eine Rolle spielen könnte.


    Bin gespannt was Ihr dazu meint,
    schönes Wochenende & grüße
    Michael

  • Hallo Michael,


    das ist Zufall. Es kann in jedem Becken unabhängig von einem Algenrefugium ohne Fadenalgenphase gehen. Statistisch gesehen ergeben sich nach meiner Praxiserfahrung hierbei keine Zusammenhänge.


    Grüße
    Jörg

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