Korallenwachstum in der Nacht

  • Hallo Jörg,


    den wenigsten wird bekannt sein, dass unser Steinkorallen auch in der Nacht wachsen. Wie schnell das Kalkskelett wächst, hängt von einer Reihe von Faktoren ab. Der Korallenpolyp kann diesen Vorgang beschleunigen, indem er schnell Hydrogencarbonat durch das Enzym Carboanhydrase bildet und andererseits den pH-Wert an der Kalkbildungsstelle hoch hält.


    Diese Methode ist die einzige Möglichkeit des empfindlichen Korallenpolypen sich in der Nacht gegen die beim Kalkskelettbau anfallenden Säuren zu schützen. Die Carboanhydrase ist eines der schnellsten bekannten Enzyme.


    Die Kalkproduktion setzt viele Protonen frei, die das Milieu rund um die Koralle ansäuern, was wiederum das Skelett angreift. Tagsüber schaffen die Algen diese Protonen während der Photosynthese heraus, nachts muss das Bikarbonat sie abpuffern, damit die Koralle keinen Schaden nimmt. Die Koralle produziert daher vermehrt Bikarbonat, das als Puffer wirkt und die Säurewirkung neutralisieren kann.


    CA besteht ja aus einem Protein und enthält als Cofaktor ein Zinkion (Zn2+),welches die eigentliche katalytische Aktivität des Enzyms bedingt; Schon seit längerem war bekannt, dass das Skelettwachstum dabei nachts am stärksten ist. Also ohne Zink keine Carboanhydrase.Inwieweit ist dieser Sachverhalt in die Konzeption deiner Produktreihe berücksichtigt worden.
    Konntest Du eine Erhöhung der Kalzifikationsrate mit der Anwendung des sangokai Systemes erkennen?



    Ein sehr interessantes Thema, finde ich, über das auch schon etliche wissenschaftliche Publikationen geschrieben wurden. Wie z.B „Carbonic Anhydrase in the Scleractinian Coral Stylophora pistillata ” von Aurélie Moya.

    Gruß Dieter

    2 Mal editiert, zuletzt von tropicreef ()

  • Hallo,


    Zink und andere Schwermetalle sind als Co-Faktoren nicht nur für einem spezifischen Stoffwechselweg, sondern für viele verschiedene und auch innerhalb verschiedener Organismengruppen unterschiedlich relevant. Die CA spielt auch in der Photosynthese der Algen und Zooxanthellen eine Rolle, nicht nur bei der Calcifikation in der Koralle.


    Klar sind solche experimentellen Daten auch in die Entwicklung z.B. des nutri-spur basic oder nutri-spur HED eingeflossen, allerdings muss man auch klar sagen, dass man in der Aquaristik mit solchen Daten sehr vorsichtig umgehen muss. Auch wenn z.B. eine Steigerung der Photosyntheserate durch eine Zinkerhöhung experimentell signifikant positive Ergebnisse hervorbringt, dann kann es im Aquarium aber auch andere Prozesse oder Organismen schaden. Die wissenschaftliche Literatur ist hier also nützlich, bei Weitem aber nicht Alles.


    In der Basis nutze ich solche Daten natürlich für meine Rezepturen und schaue dann, wie sie riffaquaristisch passen oder auch nicht.


    Calcifikationsraten im Aquarium zu messen ist aber nicht ganz einfach, weil reines Längen- oder Breitenwachstum nichts über die Skelettdichte aussagt. Du musst also die Skelettdichte mitberücksichtigen um eine Aussage treffen zu könne, wie hoch die Calcifikationsrate ist.


    Grüße
    Jörg

  • Ein sehr interessantes Thema und ich finde es klasse, dass ihr auch solche Diskussionen hier in der "Öffentlichkeit" führt und uns daran teilhaben lasst.


    Weiter so, super Sache! :EVERYD~313:

    ---------------------------------------------------------------------------------------------------------
    Gruß Steffen :thumbup:


    Wünsche allzeit einen salzigen Daumen.
    ---------------------------------------------------------------------------------------------------------

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!