Korallen füttern bei Sangokai?

  • Hi Leutz,


    vieleicht ne blöde Frage, aber muss/soll/kann man bei einem Becken welches mit Sangokai gefahren wird die Korallen zusätzlich mit z.B. Staubfutter füttern? Oder ist alles was nötig ist bei Sangokai schon dabei?

    Grüße


    Michl

  • Hallo Michl,


    die Frage ist überhaupt nicht blöd. Ich frage mich dasselbe, fahre mein neues Becken auch mit Sagokai, und ich bin mir nicht sicher, ob ich "zufüttern" soll.

    LG
    Nicole

  • Ich hatte mein altes Becken ja mit Sangokai gefahren und hatte auch diese Frage.
    Was habe ich gemacht, Jörg ne Mail geschrieben ;)
    Seine Antwort war nein kein Staubfutter nötig und wenn Ihr Fische mit Artemia & Mysis fütter
    fällt für die LPS ja was ab.

  • Hallo


    Genauso ist es, ein zufüttern mit Staubfutter oder ähnlichem ist nicht nötig. Es wird alles mit den Produkten abgedeckt, kenne ja Deinen Besatz nicht aber wenn Du zb viel LPS im Becken hast kann ich Dir das nut4i-amin HED empfehlen. Ansonsten bei höherem SPS Besatz das nutri-coral, oder aber Du dosierst beides nach Bedarf.


    Gruss


    Dennis

  • Hi Dennis,


    vielen Dank. Mein Becken läuft seit Nov 2013, ist also noch nicht 100% besetzt. Es wird dann ein Mischbesatz sein mit 10% Weichen, 50% LPS und 40% SPS sein.


    Das Becken wird jetzt halt immer voller und ich mache mir um solche Themen jetzt mehr Gedanken.


    Du dosierst also zu den Basic's noch Amin HED und das Coral. Ist Dein Becken schon voll besetzt, und machst Du das von Anfang an?

    Grüße


    Michl

  • Hallo Michael,


    ich dosiere die kompletten Sangokai Produkte mehr oder weniger nach Bedarf und habe mein neues Becken damit auch eingefahren. Dieses steht jetzt 14 Monate und ist so gut wie voll besetzt. Mußte bereits die ein oder andere Koralle aus Platzproblemen wieder abgeben.



    Das nutri-amin HED dosiere ich 1x Woche und das nutricoral täglich. Das nutricoral kannst Du abhängig von Deinem jetzigem Besatz schon dosieren und hälst Dich dan einfach an den Dosierplan. Das amin-HED würde ich einsetzen wenn Dein Besatz schon ein wenig fortgeschritten ist und auch ein gutes Wachstum zu sehen ist.


    Hier mal ein recht aktueller Schnappschuss von meinem Becken.


    Gruß


    Dennis

  • Hallo,


    das ist wirklich eine gute Frage, die muss ich auch mal in die FAQs einbauen, weil sie sehr oft gestellt wird.


    Zugegeben, das ist eine etwas komplexere Thematik, die man nicht mit ja und nein beantworten kann, die man aber sehr gut in Anlehnung an die natürlichen Bedingungen im tropischen Korallenriff diskutieren kann.


    Wir haben in den natürlichen Korallenriffen sehr klares Wasser. Das zeigt zunächst einmal, dass sowohl die Partikelbeladung wie auch die Partikelgröße sehr gering ist. Auf der anderen Seite ist der Volumentransport je nach Riffabschnitt, also v.a. im Außenriff, extrem hoch. Wir haben also in der Natur die Situation, dass die meisten Organismen darauf spezialisiert sind, extrem kleine Partikel in sehr geringer Dichte aus einem enorm großen Wasservolumen kontinuierlich in mehr oder weniger konstanter Verfügbarkeit herauszufiltern. Wie wollen wir das im Riffaquarium machen?


    Nannochloropsis in Flaschen abzufüllen und ins Wasser zu schütten hat damit wenig zu tun...


    Hier nochmals die Anforderungen an ein "Staubfutter", damit man sich überlegen kann, ob das Sinn ergibt, was wir so machen:


    a) geringe Partikelbeladung im Wasser
    b) sehr geringe Partikelgröße (ich rede da von Zellgrößen im Nanometerbereich, also 1/100tel bis 1/1000tel kleiner als Nannochloropsis!)
    c) konstante Verfügbarkeit über den Tag, hoher Wasseraustausch


    Wie aber gleichen dann die Organismen ihren Nährstoffbedarf aus? Vor allem auch über gelöste organische Nährstoffe. Und das macht das sangokai System.


    Ich arbeite nur mit gelösten Nährstoffen, weil die a) schneller verfügbar, b) besser verteilt und schneller wirksam sind.


    Das Problem bei den partikulären Fütterungen, wie wir sind meistens machen,ist einfach, dass wir die Tiere und das Becken überladen, und es zu organischen Ablagerungen kommt, die wiederum bei einer mangelnden Mikronährstoffversorgung nicht abgebaut werden können. Wenn sie abgebaut werden, dann steigt darüber der biologische Sauerstoffbedarf, was wiederum das Redoxpotential senkt.
    Es bleibt also nicht grundsätzlich folgenlos, wenn man mit partikulärem Futter arbeitet.


    Oft werden solche Futtermittel genutzt, wenn man einen Mangel an gelösten anorganischen Stickstoff oder Phosphat hat. Man möchte etwas gutes tun und das Becken versorgen, aber, wie bei vielen Dingen, wird einfach angenommen, dass das alles mal so eben von alleine passiert. Nur Wenige machen sich Gedanken darüber, wie aus partikulärem Stickstoff gelöster anorganischer Stickstoff wird? Das sind durchaus komplexe Degradationsprozesse, die wiederum auch die Aktivität von Mikroorganismen voraussetzten. Wenn aber solche Mikroorganismen aufgrund z.B. einer Spurenmetall-Limitierung gar nicht dazu in der Lage sind, partikuläre Nahrung zu degradieren, dann wird man zum einen keine Verbesserung in der Nährstoffverfügbarkeit erreichen, v.a. wird man des Becken aber nachhaltig organisch belasten. Und das ist nicht wirklich hilfreich. Wenn man einen Mangel an gelösten Nährstoffen hat, dann muss man auch gelöste Nährstoffe dosieren, und kann nicht darauf hoffen, dass eine Umwandlung von partikulärer Nahrung zu gelöstem Nährstoff v.a. so erfolgt, dass das auch zeitlich passt.


    An dieser Stelle gilt wie bei anderen Themen auch, das man sich v.a. Gedanken darüber macht, was man eigentlich genau tut, und ob das Sinn macht bzw. den natürlichen Bedingungen entspricht.


    Aus den genannten Gründen empfehle ich keine partikuläre Versorgung, und wenn, dann eben nur in deutlich geringeren Mengen, wie sie üblicherweise empfohlen werden.


    Grüße
    Jörg

  • ch arbeite nur mit gelösten Nährstoffen, weil die a) schneller verfügbar, b) besser verteilt und schneller wirksam sind.

    Hallo Jörg


    Danke für die sehr informativen Ausführungen.
    Wie steht es dann mit einem effizienten Abschäumer, nimmt der nicht wieder einen grossen Teil heraus, oder muss man entspr.dem Bild der Tiere event. nachdosieren, event. Schäumer vorübergehend abstellen ? Hast Du da Erfahrungen ?


    Gruss Carlo

  • Hi Carlo,


    nicht alle organischen Stoffe sind abschäumbar. Der Abschäumer selbst ist aber immer nur ein Mittel zum Zweck, und hier stellt sich dann die Frage, was effizient genau bedeutet. Für mich immer, dass es genau den funktionellen Rahmen umspannt, der notwendig ist, also nicht zu viel, und auch nicht zu wenig. Und das ist v.a. einmal ein Problem der Dimensionierung. Leider werden die meisten Abschäumer heute immer noch überdimensioniert, weil das so in den "Köpfen" verankert ist. Wir sind aber heute mit der Abschäumtechnik in meinen Augen weit über dem Hinaus, was wir eigentlich bräuchten, weil wiederum die Verfügbarkeit von Korallen und auch die übrige Aquarientechnik so fortschrittlich ist, dass der Abschäumer in vielen Fällen mehr Konkurrent als Hilfe ist.


    Die meisten sangokai Becken haben einen an sich so hohen Nährstoffumsatz, dass die Schäumer sehr sehr trocken und eben teilweise auch zeitlich begrenzt laufen. Darüber hinaus Regel ich den Abschäumer auch über die Förderleistung der Förderpumpe, d.h. ich reduziere in Nährstoffmangelsituationen das Durchflussvolumen gerne auch mal auf das 1 - 1,5fachen des Nettovolumens, um die Verweilzeit für Nährstoffe im Wasser zu verlängern und die Abschäumerleistung zu reduzieren.


    Ist aber alles immer eine individuelle Einregelung und Steuerung, wichtig ist nur, dass man den Nährstoffhaushalt als dynamischen Parameter betrachtet, und darüber eben auch die Filtertechnik als dynamische Komponenten ansehen muss. Das wird aber meist nicht gemacht, d.h. Abschäumer ist eine Konstante und auch das Druchflußvolumen durch das Technikbecken ist eine gleichbleibende Größe, was aber vom Prinzip her falsch ist.


    Grüße
    Jörg

  • ach so, was ich noch vergass, das mit dem wieder rausholen, ist hier ja auch genau mein Punkt. Ich bekomme solche Sachen eben aber auch wieder aus dem Wasser raus, das ist ein Teil der Nährstoffkontolle, die ich bei partikulärer Nahrung nicht unbedingt habe.


    Die Wirkung z.B. von einer dauerhaften Aktivkohlefilterung ist hier genau ein Punkt, den ich auch anspreche, um nicht verbrauchte Stoffe wieder aus dem Wasser zu bekommen. Das ist wie in der Natur der hohe Volumentransport, was nicht von Organismen rausgefiltert wird, wird auch abtransportiert. Diesen Abtransport hat man aber in diesem Sinne im Aquarium nicht, sondern nur die Filtertechnik, die man dazu nutzen kann.


    Jörg

  • Danke für die Erklärungen Jörg. Sehr interessant das Ganze.


    Da ich ja nun auch die 3 Nano Produkte von dir nutze, hätte ich nun die Frage wie ich das im Nano mit der Aktivkohlefilterung machen soll. Da ich kein Technikbecken habe bliebe nur immer mal wieder für 1-2 Tage einen Schnellfilter, bestückt mit Aktivkohle reinzuhängen, um angesammlte Stoffe rauszuziehen. Würdest du eine solche Vorgehensweise empfehlen, oder wenn kein dauerhafter Einsatz möglich ist lieber komplett sein lassen um keine "Schwankungen" bei diesen Stoffen zu haben?

  • Danke Jörg


    Deine Bemerkungen haben mir sehr geholfen.
    Bemerkung: Ich betreibe ein netto 750lt- Becken mit TB, Abschäumer BK 250 int., mein Kollege etwa gleiche Volumengrösse mit Wilkens-Lindenholzabschäumer - ansonsten Besatz und Fütterung, Spuris etc. ziemlich identisch. Das Polypenbild des Kollegen ist wesentlich besser.
    Das heisst für mich, dass ich die Abschäumerleistung reduzieren muss oder mehr Nährstoffe zuführen. Denke ersteres ist wohl besser.


    Gruss Carlo

  • Danke Jörg, wiedermal sehr ausführlich erläutert :thumbup:


    Konkret und sehr einfach ausgedrückt: Bei Sangokai ist die zufütterung mit Staubfutter nicht nötig!

    Grüße


    Michl

  • Hallo Jörg,


    sehr interessant mit dem Korallen Futter was du schreibst. Diese Beobachtung habe ich auch in meinem Becken gemacht. Setze kein Sangokai ein, aber die NNährstoffversorgung ist bei mir auch gegeben. Ich habe eine "Scleronephthya gracillimum" die ohne extra Futter auskommt und wirklich sehr gut wächst. Es ist eigentlich nicht viel erforderlich an Hokuspokus, damit auch diese Korallen im Becken überlegen, es muss die Nährstoffversorgung stimmen, wie du es auch schreibst.


    Ich gehe mal davon aus, dass für die kleinst Lebewesen eh genug von der Täglichen Fütterung der Fische übrig bleibt, oder sehe ich das falsch?



    Was ich mich jetzt frage ist, wie schaut es den mit Phytoplankton aus, würde die Zugabe ein nutzen haben, oder auch ehr kontraproduktiv sein?


    Gruß
    Marco

  • interessanter Thread. Ich klink mich mal ein, auch wenn ich kein Staubfutter nutze. Aber die Frage bzgl. Phytoplankton habe ich mir auch schon öfters gestellt!


    Grüße
    Beni

  • Hallo Jörg,
    schnipp an---
    Was ich mich jetzt frage ist, wie schaut es den mit Phytoplankton aus, würde die Zugabe ein nutzen haben, oder auch ehr kontraproduktiv sein?
    Gruß Marco4
    schnipp aus...

    Nabend Zusammen,


    Marco da du Triton "fährst", interessante Frage, kontraproduktiv für Dein System oder für Sangokai ?


    Je mehr ich lese -- Trton -- Sangokai-- etc. --- es kommen immer wieder neue Fragen auf. :3_small30:
    Aber ich stelle morgen meine Becken auf Sangokai um. Meine Frau und ich haben lange mit Norbert diskutiert, aber den Punkt Staubfutter, noe, war nicht dabei.
    Hier mal einen kleine Dank an Norbert, es wurde kein Produkt in den Vordergrund geschoben. sondern sein "erlerntes" Wissen zu seinen im Geschäft vertretenden Produkten diskutiert.
    Norbert nutzt unterschiedliche Kreisläufe, mit unterschiedlichen Methoden. --- Norbert korrigier mich wenn ich was falsch wiedergebe.
    Norbert, deine Erklärungen -- Live -- war die endgültige Entscheidung-



    LG Clonem@n
    Jürgen

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!