Gelbe Seegurke (Colochirus quadrangularis) giftig?

  • Hallo,


    Wie in der Überschrift zu lesen ist, beschäftige ich mich gerade sehr über die Giftigkeit dieser Seegurkenart, da sie mich sehr faszinieren. Könnte mir nun evtl. jemand sagen, ob sie wie andere Seegurken beim Sterben ein Gift ins Wasser abgeben und Erfahrung in diesem Thema haben? Im MW-Lexikon steht zwar dass sie keines abgeben, jedoch lese ich manchmal das komplette Gegenteil (wobei hier nie ein Beispiel genannt wurde). Würde mich also sehr über eure Erfahrungen freuen.

  • Was ich gehört habe zum Glück aber nie erlebt ist das wenn die sterben Gift abgeben was für Fische tödlich giftig ist.


    LG Lars

  • Hai Kai,


    Seegurken haben ja Cuvier`sche Schläuche, die sie bei Gefahr ausschleudern Saponine / Holothurin gespeichert,


    das sehr wirkungsvoll Angreifer vertreibt.


    das gerade hat dieses von dir genannte Tier laut MeWaLex. nicht...


    Seewalzen und auch Seegurken lagern in ihren Rückenfortsätzen/ Fäden Gifte ein um sich vor Frassfeinden zu


    schützen...also anfassen würde ich die nicht.


    LG Thomas :thumbup:

  • Hi ihr beiden,


    Danke für die schnellen Antworten.
    Genau das, was Lars schreibt, beunruhigt mich ja so sehr, aber wie eben im MW-Lex steht, soll die Gattung eben kein Gift abgeben. ?(
    Hat sonst noch hier jemand Erfahrung mit den Tieren oder weiß etwas über sie?

  • Hi Kai,


    ich pflege die kleine, gelbe Seegurke "Colochirus quadrangularis" bereits seit ein paar Monaten in meinem gut strukturiertem 300 Liter Aquarium. Sie frisst aktiv Staubfutter und hat bis letzte Woche Donnerstag keine Probleme gemacht. Über die Giftigkeit der kleinen gelben Seegurken habe ich mich auch informiert. Im MeWaLex sind die Informationen nicht immer korrekt. Zum Beispiel wird in den Kommentaren zur "Colochirus robustus" von einem User über Giftabgabe und Fischsterben durchaus berichtet. Nach Anfrage bei Daniel Knop wies er mich darauf hin, dass es bei der kleinen gelben Seegurke der Colochirus Art durchaus sein kann, dass sie giftig sein können. Die Warnfarbe ist deutlich, ob sie nun Couvier'sche Schläuche besitzt kann man so nicht genau sagen. Die Literatur hält sich daher mit definitiven Aussagen stark zurück und weist auf eine gewisse Vorsicht hin.


    Äußerst interessant war, als sie sich das erste mal durch Abdrehen aktiv geteilt hat und einen kleinen Ableger erzeugte. Dies habe ich in einem Foto mal festgehalten. Der kleine Ableger ist mittlerweile recht gut gewachsen und auch fit. Sie fischen aktiv nach Plankton und ziehen alles (auch z. Bsp. größere Frostfutter Mysis) mit den Fangtentakeln in ihren Schlund!


    Letzte Woche habe ich bemerkt, dass sie sich das zweite mal richtig verdreht und sich scheinbar erneut vermehren möchte. Da ich nur ab und zu in dem Becken Wasserwechsel mache (fast keine Korallen drin), habe ich gedacht tust Du dem Becken mal was "Gutes". So habe ich letzte Woche Donnerstag Abend einen 15% Wasserwechsel vollzogen und tüchtig Algen entfernt.


    Am Freitag war die zweite Teilung komoplett vollzogen und ich hatte eine komplett neue gelbe Seegurke im Becken. Alle Fische zeigten sich bis dahin putzmunter und aktiv, sogar aktiver als normal. Selbst die versteckt lebenden Lauerjäger (2 Emblemaria Klippfische, 1 Pseudochromis fridmani, und andere) schwammen aufgeregt an der Wasseroberfläche und ausserhalb ihrer Wohnhöhlen. 2 Amphipron Percula Clownfische, 2 Centropyge Loriculus Flammenkaiser und eine Cryptocentrus Cinctus Zitronen-Wächtergrunden sind neben den zuvor erwähnten Fischen auch mit im Becken.


    Freitag mittag bin ich dann von der Arbeit zum Arzt gefahren, weil ich mich verdreht hatte und irgendwie Probleme mit den Augen gekriegt habe. Dachte schon ein Nerv eingeklemmt und der drückt irgendwie auf die Augen. Hat sich angefühlt wie Druck auf den Augen und als ob Du so helle Flecken siehst wenn Du direkt in die Sonne schaust. Nix dabei gedacht. Da die Ärzte bereits zu hatten ab zum Krankenhaus und dort ein Mittelchen für den Nacken geholt. Die Ärztin hat mir auch in die Augen geschaut und meinte damit müsste es dann besser gehen. Mehr habe ich mir nicht dabei gedacht. Abends sah ich wohl von den Augen her aus wie ein Zombie, weshalb ich auf eine Bindehautentzündung wegen bevorstehender Erkältung und meine Kontaktlinsen tippte. Letztere holte ich dann sofort raus und nahm ein paar Augentropfen zur Benetzung.


    Samstag morgen dann das böse Erwachen. Ein Klippfisch lag tot und ohne erkennbare Erkrankung oder Schädigung im Becken. Wohl ernährt, scheinbar gesund aber tot. Diesen rausgefischt und dann an der Strömungspumpe den König-Salomon Zwergbarsch (P. fridmani) tot und ebenfalls eigentlich im besten Zustand vorgefunden. Auch rausgefischt und geärgert. An der Ernährung oder am Wasserwechsel konnte es nicht liegen, die Werte habe ich Freitag und Samstag gecheckt und waren ok. Meinen Augen ging es ein wenig besser, sie waren aber immer noch gut gerötet und machten weiterhin leichte Probleme.


    Am Sonntag morgen fand ich dann den großen Flammenkaiser tot im Riffgestein in seinem Versteck. Der zweite Klippfisch ist spurlos verschwunden, wahrscheinlich ebenfalls tot. Die A. Percula Clownfische zeigen starken Stress und bereits absolut heftg Pünktchen. Der kleine Flammenkaiser und die Zirtonen-Wächtergrundel atmen sehr, sehr langsam mit den Kiemen, sind wie benommen und zeigen einen stets offenen Mund. Ihnen geht es allen ziemlich schlecht. Aktivkohle rein, Abschäumer volle Pulle an und AmmoBuster von CaribSea zur verstärkten Abschäumung rein. Ich fühle mich selber total groggy und nicht wohl, als ob eine heftige Erkältung im Anmarsch ist und habe mir nichts weiter dabei gedacht.


    Montag eigentlich das gleiche wie Sonntag, nur ohne weitere Verluste. Ich fühle mich nach wie vor sehr gerädert und gebe auf meine Augen und deren Erholung/Schonung acht!


    Abends habe ich dann mit Oliver vom Hausriff philosophiert was es sein könnte. Die Wasserwerte sind für ein gemischtes Riffbecken (kein SPS Korallenbecken) echt ok, daran kann es nicht liegen. Beim Wasserwechsel ist auch nichts anders gelaufen als alle Jahre vorher. Jedoch hat sich halt die kleine gelbe Seegurke geteilt. Und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Die Seegurke hat wohl aller Zeichen nach während der Teilung ihr Gift "Holothurin" abgegeben. Auch
    wenn im Meerwasser Lexikon zu den kleinen "Cholochirus" Arten steht,
    dass sie auf Grund der scheinbar fehlenden Couvie'sche Schläuche kein Gift
    produzieren können, ist man sich in der Literatur da wohl nicht so
    sicher. Wer sagt denn das sie diese nicht besitzen? Dies ist nämlich noch gar nicht bewiesen. In anderen Büchern oder Quellen wird oft kein Unterschied zu den bekannten giftigen
    größeren Seegurken gemacht. Der Kommentar eines weiteren Users bei der
    "Colochirus robustus", die der "Colochirus quadrangularis" von Größe und
    Aussehen gleicht, berichtet von einem ähnlichen Vorfall mit plötzlichem
    Versterben seines Fischbesatzes auf Grund der offensichtlichen Abgabe
    des leicht psychoaktiven Giftes "Holothurin".


    Liest man mal den Wikipedia Eintrag zu Holothurine, so steht im Abschnitt "Sicherheitshinweise" folgender Text:


    Zitat:


    Holothurine können bei Hautkontakt starke, brennende Schmerzen auslösen
    und bei Kontakt mit den Augen zu Irritationen bis hin zur Erblindung
    führen. Bei systemischer Aufnahme können die Toxine zu
    Lähmungserscheinungen, Muskelkrämpfen und Beschwerden im
    Verdauungssystem sowie bei größeren Mengen zum Tod durch Atemlähmung
    führen.[7]


    Da Seegurken in vielen asiatischen Ländern als
    Delikatesse gelten, müssen die die Toxine enthaltenden Cuvierschen
    Schläuche vor der Zubereitung oder dem Verzehr entfernt werden.[7]


    Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Holothurine



    Es passt alles sehr zusammen und deshalb denke ich, dass die kleine
    gelbe Seegurke entweder vorsorglich vor/während der Teilung oder
    unbeabsichtigt beim Durchtrennen der Organge während des Abdrehens des
    unteren Drittels ihr Gift freigegeben hat. Dies findet man nämlich gerade zum Zeitpunkt der Teilung bei Seegurken in so manchen Quellen.


    So viel dazu, mal sehen ob sich noch die letzten paar Fische erholen werden. Schade um die schönen Fische.



    Ich persönlich muss dann wohl sagen, dass ich und meine kleine Familie
    sehr viel Glück bei dem Vorfall gehabt haben, es hätte auch anders
    ausgehen können!


    Ich hoffe zudem, dass meine Veröffentlichung
    des Vorfalls andere Aquarianer etwas mehr Vorsicht im Umgang mit diesen
    Tieren walten lässt.


    Viele Grüße
    Michael

  • Hai Michael,
    vielen Dank für deinen ausführlichen, Detaillierten Bericht :6_small28: und dann noch mit Fotos :thumbup:
    für deine Gesundheit und die deiner Familie alles erdenklich Gute... denn mit dem Holothurin ist nicht zu spaßen.


    LG Thomas

    Dem gibt's eigentlich nichts hinzuzufügen. Danke für deine offenen Worte!

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