Diskussion - theoretische und praktische Aspekte zum Thema "Einfahrphase"

  • Hallo Michael,


    ich sagte schon, es geht hier nicht nur um Anfänger, sondern um die Methode. Kannst Du mir die Frage noch beantworten, warum die Korallen sterben, das ist ein wichtiger Hinweise, der hier weiter verfolgt werden sollte. Und da Du ja die Kunden mit den Problem hast, sind diese Informationen hilfreich, um das Thema hier weiter zu bearbeiten. Wenn eine Koralle stirbt, dann hat das einen Grund, den man herausfinden muss.


    Meine Vorgehensweise bzw. meine Gedanken zum Thema Einfahrphase sind in sehr vielen meiner Artikel zu lesen, sei es der bereits erwähte Artikel über die Aquariengestaltung oder auch das Infoblatt über die Nährstoffe auf meiner Webseite. Und eben zahlreich hier im Forum.


    martin: okay. lasse ich einfach so stehen.


    Grüße
    Jörg

  • Hier müsste man mal genau definieren, was Du mit "am besten" meinst. Das es einfachere und wiederum auch pflegeaufwändigere Korallen etc. gibt, ist ganz klar. Es muss auch kein Einsteiger zwangsläufig mit SPS anfangen, ABER, wenn er das möchte, dann kann er das auch tun, ist nur eine Frage der Vorbereitung und dem Informationsfluß, was Beratung und Betreuung angeht. Es gibt auch einfachere SPS wie Montis oder eine "milka", etc. Man kann auch einem Einsteiger erkälren, wie man SPS pflegt, der Unterschied ist letztlich doch auch gar nicht so groß. Jeder muss früher oder später z.B. mit Balling Salzen arbeiten, ob ich einem Einsteiger das gleich erkälre oder erst Wochen oder Monate später, spielt ja keine Rolle. Erklärt werden muss es so oder so.


    Hi Jörg,
    "am besten" im Sinne von am einfachsten. Ich bin kein Fan vom Werte messen :whistling: und Balling ist mir für die kleinen Töpfchen auch zu aufwendig. :whistling: So wie der Besatz ist, muß ich nix zudosieren, außer mal 'ner halben Tablette Kaiser-Natron. Und die Lösungen von dir, wobei die in der Pipettenflasche sind super zum dosieren, geht ratz-fatz.
    Ich wechsele mein Wasser, die Becken laufen beide wie am Schnürchen (das Knop-Riffchen betrachte ich hier mal nicht), die Werte passen einfach. Die Algen gedeihen im Mischbesatz auch besser, haben auch viel schönere Farben und die Korallen stehen sehr gut.

  • Ich kann beide "Versionen" hier verstehen und hab beide auch schon in meinen Becken genutzt.
    Aktuell verfahre ich in meinem Becken ja nach der Schnellstart Methode - den Verlauf kann jeder in meinem neuen Beckenthread entnehmen. Für mich hat es diesmal super funktioniert und ich hab mich nicht wegen einer Produktreihe dafür entschieden, sondern aufgrund meiner schlechten Erfahrung aus dem langsamen Einfahren.
    Ich denke das beide Wege funktionieren und meine schlechte Erfahrung auch einigen persönlichen Fehlern wie auch einer zum Teil schlechten LS Qualität geschuldet war.


    Das entscheidende für mich war, alles sofort von Anfang an steuern und lenken zu können. Ich wollte nichts dem Zufall überlassen und darauf hoffe das irgendwelche Algenphasen schon vorüber gehen... das hat beim ersten mal schon nur sehr schwer funktioniert und es ist in der Tat so, das es mich fast den Spaß am Hobby gekostet hätte.


    Ehrlich gesagt kenne ich einige die grundsätzlich lieber den Weg des langsamen Einfahrens predigen (...er ist besser zu stützen, da man sich auf zahlreiche Bücher und Fallbeispiele berufen kann) selbst aber nach einer Schnellstartmethode vorgehen. Es ist eben schwierig dies dann öffentlich zu machen, da man meistens zerrisen wird vom allgemeinen Tonus.


    Das ganze hat auch nichts mit Jörgs Produktpalette zu tun. Man kann doch genauso gut nach der 14Tage Korallenzuchtmethode verfahren... wer die wirklich kennt, kann doch nicht behaupten das es nicht möglich ist schon nach kürzester Zeit SPS zu halten!
    Seit gestern hab ich meine Millepora umgesetzt - der Enzmann wurde noch früher eingesetzt! Beide zeigen eine gute Farbe und ein schönes Polypenbild - Korallen die man nach der herkömmlichen Methode erst nach Monaten einsetzen sollte...


    Für mich liegt das Problem wirklich eher in der Kundenberatung - hier will ich auch nicht alle über einen Kamm scheeren! Ich bin mir sicher das, wenn ich damals den Günter von Korallen-Basler, den Micha von Ricordea Bay oder den Eshan von Triton hier gehabt hätte wäre es auch problemlos verlaufen... hatte ich aber nicht!^^
    Ich weiß das der Günter auch gerne und erfolgreich die 14Tage Korallenzucht-Methode empfielt - Ehsan wird sicher ähnlich verfahren mit seinem eigenen System und nicht unbedingt empfehlen 6 Wochen verstreichen zu lassen... es ist halt bequem wenn der Kunde erstmal 6 Wochen und länger, Kram gegen seine Einfahrphasen-Panik kauft.
    Korallen werden ihm da auch sterben, weil welcher Einsteiger hat den, Hand aufs Herz, die Geduld 2 Monate auf seine bunten Korallen zu verzichten?




    Ich schaffe es nicht alles in Worte zu fassen was mir so durch den Kopf geht, aber ich glaube das wir hier das einzige Forum haben in der man so etwas wirklich diskutieren kann ohne persönlich zu werden ;)


    Danke dafür!

  • Ich schaffe es nicht alles in Worte zu fassen was mir so durch den Kopf geht, aber ich glaube das wir hier das einzige Forum haben in der man so etwas wirklich diskutieren kann ohne persönlich zu werden ;)


    Hi Marco,


    danke für Deine Erfahrungen. Es wäre aber schön, wenn man noch mehr von Deinen Gedanken bekäme. Ich poste das Thema nicht ohne Grund hier bei Nanoriffe.de, was das persönlich werden angeht, wird man Tendenzen dazu sicherlich auch immer wieder mal haben, aber da muss man dann einfach auch die Ruhe bewahren.


    Nach wie vor interessiert es mich, warum Korallen in frischen Becken sterben, wer hier Informationen hat, am liebsten eben z.B. von Michael (ricordea bay), der das Problem regelmäßig an seinen Samstagen erlebt, bitte hier posten, damit man darüber auch sprechen kann. In den Raum werfen kann man ja alles mögliche, aber es muss auch konkrete Fälle geben, die man erörtern kann!


    Jörg

  • Hallo Michael,
    ich sagte schon, es geht hier nicht nur um Anfänger, sondern um die Methode. Kannst Du mir die Frage noch beantworten, warum die Korallen sterben, das ist ein wichtiger Hinweise, der hier weiter verfolgt werden sollte.
    Grüße
    Jörg


    Natürlich geht es nicht nur um Anfänger, aber gerade die sind es doch, die die meisten Probleme damit haben, wenn irgendwas schief geht.
    Plötzlich auftretender Algenwachstum, Dinoflagellaten, Cyanos waren die Gründe.
    Ich werde mir am Wochenende auf jeden fall mal alles auf deiner Seite ansehen.


    @ Marco,


    die Methode von Korallenzucht gibt es schon seit einigen Jahren und du kannst in vielen, vor allem in ausländischen Foren, gutes und schlechtes darüber finden, meist leider letzteres.


    liebe Grüße,
    Michael

    www.ricordea-bay.de

    Öffnungszeiten: Freitag von 17:00 - 20:00Uhr

    Samstag von 11:00 - 15:00Uhr oder nach telefonischer Vereinbarung unter 0152/53284959.
    Die Anlage steht auf der Hildegard von Bingen Str. 40 in 41363 Jüchen! [/align]

  • Hmm... schwierig...


    ...nehmen wir das Beispiel des klassischen Einfahrens. Hier wird einem ja gesagt das man durch Braun/Kieselalgen, dann durch Grün/Fadenalgen und anschließend durch höhere bzw. Kalkrotalgen durch muss. Kann der einsteiger abschätzen oder erkennen was er da hat?
    Ich hatte massiv mit "grünen Algen" zu kämpfen - aber da es ja Bestandteil des Einfahrens ist hab ich die sich erstmal wochenlang etablieren lassen... als die nicht weg gingen fing es dann an: "...zu hohe Nährstoffe - setz Drahtalge ein - Wodka gegen Nitrat/Phosphat - Seehase - Einsiedler usw..." ...aber das war es nicht, es waren Bryopsis die sich gut etabliert hatten und nicht mehr zu bekämpfen waren... durch die ganzen Versuche die Nährstoffe runter zu bekommen haben die Korallen richtig gelitten aufgrund einer Limitierung. Meine Nitratwerte sind immer sehr gering und Phosphat so gut wie nicht nachweisbar - aber aufgrund der grünen Algen werden die dann schnell angezweifelt weil "...muss doch" :) MG-Wert erhöhung - Elysia Crispata (...super bei Einsiedlern -.-) alles nicht geholfen.
    Vorwürfe mache ich da in erster Linie nur mir und meiner Unwissenheit - aber ich hätte mir vieles ersparen können wenn ich nicht Wochenlang gewartet hätte sondern die befallenen Steine sofort entsorgt hätte... wie gesagt - ich dachte halt das ist die Einfahrphase...


    Bei schnellem Besatz gefällt mir einfach sofort auf alle Geschehnisse reagieren zu können. Ich brauche nichts abwarten weil es sich von selbst reguliert - vieles reguliert sich eben nicht von selbst. Ich kann mein Becken sofort gestalten wie ich es gerne hätte und hab nicht 2 Monate ne (übertrieben) Güllegrube da stehen. Klar hab ich mein MW-Becken auch der interessanten Optik wegen - meinen Insassen soll es so gut wie nur möglich gehen, aber in erster Linie haben wir doch die Dinger wegen den tollen und exotischen Farben/Fischen/Korallen.
    Es macht Spaß und das ab dem ersten Tag!

  • Nach wie vor interessiert es mich, warum Korallen in frischen Becken sterben, wer hier Informationen hat, am liebsten eben z.B. von Michael (ricordea bay), der das Problem regelmäßig an seinen Samstagen erlebt, bitte hier posten, damit man darüber auch sprechen kann. In den Raum werfen kann man ja alles mögliche, aber es muss auch konkrete Fälle geben, die man erörtern kann!


    Jörg


    Jörg bitte unterstell mir nicht, das ich irgendwas in den Raum werfe und mich danach nicht mehr melde! Sowas mache ich nicht!


    liebe Grüße,
    Michael

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  • Plötzlich auftretender Algenwachstum, Dinoflagellaten, Cyanos waren die Gründe.


    Hi Michael,


    danke, Du kannst Dich gerne einlesen, aber ich will hier nicht in einem sachlic geführten Thread auf meine Seite verlinken. Die Artikel sind auch auf korallenriff.de erschienen, allerdings dann nicht in einem Zeitschriftenlayout.


    Ich möchte noch kurz zu obigem Stellung nehmen: Das sind nicht die Gründe, sondern das sind die Symptome. Die Frage wäre doch, was für Algen, warum diese Algen, Dinos oder Cyanos.


    Und hier komme ich dann auch auf das Problem, das Marco mit der bryopsis erzählte. Bryopsis ist typischerweise ein Indikator für Stickstoffarmut und geht oft auch mit einer Nitritbildung einher, die wiederum auf einen zu geringen Stickstoffgehalt zurückzuführen ist. Bryopsis ist sehr stark darauf spezialisiert, Stickstoff aus dem Substrat zu ziehen. Daher auch der Zusammenhang zwischen nicht nachweisbarem Nitrat und Phosphat und dem Auftreten dieser Algen.


    In dem Fall war die weitere Absenkung des Nährstoffgehalts vermutlich der Fehler. Man hätte vielmehr den Stickstoffgehalt erhöhen müssen.


    Das wäre ein Szenario, das man für Marco seinerzeit praktisch hätte überprüfen können, im Nachhinein ist das immer schwierig. Aber, solche Probleme müssen diagnostiziert und wiederum auch entsprechend richtig "behandelt" werden. Solche Probleme können auch nach 3 Jahren Beckenbetrieb auftauchen, das hat nichts mit der Einfahrphase zu tun. Wenn man ein solches Problem nicht diagnostizieren oder lösen kann, dann sterben Korallen nach 3 Wochen Beckenbetrieb genauso wie nach 3 Jahren Betrieb.


    Jörg

  • Michael, hab ich Dir doch gar nicht unterstellt! Bis jetzt waren Deine Erfahrungen doch auch nur "in den Raum" geworfen, das meinte ich jetzt aber nicht negativ oder vorwurfsvoll. Wenn das falsch rüberkam, dann entschuldige mich bitte dafür.


    Jörg

  • Auch wenn das Symptome sind, sind das wiederum Gründe warum Korallen sterben können!
    Diese Symptome möchte ich jedenfalls nicht in einem auch mit nur zum Teil besetzten Becken haben! Ich lese mir das jetzt erstmals alles am Wochenende durch und werde mich dann wieder zu diesem Thema melden.


    Ich hätte es auch gerne, das Aquarianer die solche Probleme haben sich hier dazu äußern, aber wer gibt so was gerne schon zu?


    Ich gebe dir recht das man alles analysieren müsste, wenn irgendwas in einem Becken nicht stimmt oder eben, das wie im Fall von Marco die Bryopsisplage hätte anders behandelt werden sollen, aber das hört sich für mich so an, als wäre es mit einem direkt beim Start besetzen Becken nicht passiert.


    liebe Grüße,
    Michael

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  • aber das hört sich für mich so an, als wäre es mit einem direkt beim Start besetzen Becken nicht passiert.


    Michael,


    möglicherweise nicht in dem Ausmaß, vielleicht doch, das kann doch niemand sagen. Das habe ich auch nicht gesagt, sondern nur, dass dieses geschilderte Problem in dieem Fall aufgetreten ist und wahrscheinlich falsch behandelt wurde, was aber nichts mit der Einfahrphase zu tun hat, sondern was in jedem Becken auftreten kann.


    Wenn man den Nährstoffgehalt nicht im Blick hat und die Werte zu stark abrutschen, dann ist das bei einem schnellen wie bei einem langsamen Start das gleiche Problem da. Mit dem Unterschied, dass man an nährstoffbemangelten Korallen auch diese Symptomatik ablesen kann, d.h. hier ist der Informationsgehalt über die auch auf Korallen verteilte Symptomatik für eine Problemdiagnose doch viel breiter und größer, als wenn ein blankes Becken nur mit Bryopsis da steht. Das meine ich auch mit "Reaktionen von den Korallen und vom Becken bekommen".


    Jörg

  • Jörg bevor ich jetzt gleich weg bin und ich mich erst heute Abend wieder melden kann....


    Es ist aber doch viel "Angenehmer" in einem Becken mit Bryopsis zu arbeiten als in einem voll besetzten.
    Gerade wenn es leer ist und ich sehe das es sich um Bryopsis handelt, kann ich doch am besten die betroffenen Stellen ausmisten bevor ich mit
    Stickstoffen oder anderem entgegen wirke. Vorausgesetzt man erkennt das es Bryopsis ist.


    Auch an Korallen die in ein Becken kommen welches 4 Wochen steht, kann man in kürze Sagen wie es dieser geht und ob ich eventuell doch was ändern muss.


    liebe Grüße,
    Michael

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  • Noch mal eine Frage zwischendurch...


    Wie sollten denn die Ammonium- und Nitritwerte ausschauen? Bisher dachte ich immer, die sollten schon sehr niedrig sein, für einen ersten Besatz ?(
    2 mal hatte ich fast kein Nitrit nachweisbar, aber einmal sehr viel (1mg/l NO2).

  • Wenn ich beides mal auf das für mich entscheidende runterbreche kann ich nur sagen, mir bringt die lange Einfahrzeit nichts mehr und ich freue mich lieber ab dem ersten Tag an einem schönen MW-Becken.


    ...Micha hat absolut recht damit das die Bryopsis in einem leeren Becken sehr viel einfacher auszumerzen ist wenn diese als solche erkannt wird. Bei mir war es eher so das die normalen Fadenalgen weg waren bis auf ein paar letzte Büschel (...leider keine Fadenalgen^^) Also hab ich mit dem Besatz angefangen und erst sehr viel später gemerkt das dies keine Fadenalgenbüschel waren (...rupf die überbleibsel weg - so mein Gedanke - der alles nur schlimmer machte ;)
    ...weil ich das alles zur normalen Einfahrphase gezählt habe, hatten die leider zu viel zeit sich zu etablieren. Ein guter Händler hätte dies erkennen können, aber man selbst spielt das ja erstmal runter weil man endlich an seine Korallen möchte.


    Die schnelle Einfahrphase ist für mich auch nur in der Kombination mit Totgestein in Frage gekommen. Ich möchte halt alles so weit wie möglich kontrollieren. Lebendgestein im Technikbecken - Totgestein im Hauptbecken, schnell besetzt mit einigen Korallen (...irgendwie muss man den toten Steinen ja klar machen was man möchte ;-), ein gutes Salz von Anfang an, Spurenelementeversorgung ab dem ersten Tag und sobald CA/KH Verbrauch da ist, diesen auch durch Balling wieder ausgleichen. Das ist mein persönlicher Masterplan der bisher gut aufgeht.

  • Das Fazit für mich ist das eben diese speziellen Probleme immer auftreten können - egal ob schnell oder langsam eingefahren. Der Vorteil im langsam Einfahren erschließt sich mir deswegen nicht mehr. Probleme sind Einfahrphasentyp unabhängig.

  • Wie sollten denn die Ammonium- und Nitritwerte ausschauen? Bisher dachte ich immer, die sollten schon sehr niedrig sein, für einen ersten Besatz
    2 mal hatte ich fast kein Nitrit nachweisbar, aber einmal sehr viel (1mg/l NO2).


    Hallo Stef,


    prima, dass das Thema nun auch langsam in die biochemische Richtung geht, da diese auch in den Lehrbüchern als relevante Faktoren in der Einfahrzeit behandelt werden, zurecht und zugleich auch zu unrecht. Das muss man aber auch alle etwas genauer und differenzierter betrachten.


    Die Nitrifikation ist Bestandteil des Stickstoffkreislaufs und eine bakterielle 2-Komponenten Oxidation von anorganischem Ammonium zu Nitrit und weiter zu Nitrat, wobei der im Ammonium in reduzierter Form vorliegende Stickstoff oxidiert wird und die daraus resultierende Redox-Energie von den nitrifizierenden Bakterien als "Treibstoff" genutzt wird, um daraus energiereiche Nahrung herzustellen. So wie die Photosynthese dazu Lichtenergie absorbiert, nutzen die Nitrifikanten die Redoxenergie. Beides sind sog. autotrophe Stoffwechselvorgänge. Meistens wird in der Literatur beschrieben, dass die Einfahrphase dazu dient, die Nitrifikationskette im Aquarium zu etablieren. Sofern eine Ammoniumbelastung besteht, wird das auch passieren, allerdings stört Ammonium die Entwicklung der Bakerien, die das aus der ersten Oxidationsreaktion entstehende Nitrit zu Nitrat oxidieren. Das ist der typische Nitrit-Peak, den viele kennen, so auch Du Stef, wenn Du mal zwischendurch 1 mg/L misst.
    Das heißt also, je höher die Ammoniumkonzentration im Wasser ist, desto länger dauert es, bis sich die gesamte Nitrifikationskette etabliert und Nitrat entsteht.


    Angenommen, das Wasser hätte eine hohe Ammoniumbelastung (die ist ja nicht immer gegeben, in rein keramischen Becken sogar überhaupt nicht da), dann ist es nur folgerichtig und als praktische aquaristische Maßname sinnvoll, diese Ammoniumkonzentration zu senken, um die Nitrit-Oxidierer nicht zu stark zu hemmen. Das kann man entweder über ein Zeolith machen, oder... man setzt Korallen oder Algen ein, die über ihr Wachstum Ammonium direkt aufnehmen und in Biomasse umwandeln. Auch hier ergibt sich also ein Vorteil bei einem schnellen Besatz, weil die Nitrifikation dadurch erheblich schneller zum Laufen kommt, vorausgesetzt, dass die nitrifizierenden Bakterien auch sonst alle für sie notwendigen Nährstoffe zur Verfügung haben.


    Nitrit wirkt in Zellen dadurch gifitg, dass es sich an wichtige Bestandteile von Elektronentransportketten bindet und dadurch die Zellatmung massiv unterbricht. In Wirbeltieren wirkt es zudem bluttoxisch, weil es die Struktur des Hämoglobins derart verändert, dass Sauerstoff schlecht an diesen roten Blutfarbstoff gebunden werden kann. Die Folgen davon kennt man von schnell atmenden Fischen als Folge einer Nitritvergiftung.


    Allerdings ist die Toxizität von Nitrit im Meerwasser bei weitem nicht so hoch wie im Süßwasser, was an der hohen Chloridkonzentration und der damit verbundenen hohen Anpassungsfähigkeit von Meerwasserorganismen liegt, über die Chloridaufnahme die Aufnahme von Nitrit in die Zellen zu unterbinden. Das heißt, dass hier also die Gefahr einer Vergiftung kaum vorhanden ist. Die Effekte auf das Hämoglobin betreffen darüber hinaus auch nur Wirbeltiere, sprich die Fische, alle anderen haben kein Hämoglobin und Korallen haben sowas gar nicht.


    Daher ist das Thema Ammonium oder Nitrit gar nicht wirklich relevant für die Einfahrphase, wenn nicht wirklich extrem hohe Konzentrationen vorliegen (z.B. ein fauliger Stein, oder das Einbringen eines alten und stark stickstoffhaltigen Sediments, etc.), und das kommt bei einer Neueinrichtung selten vor, wenn dann ist das eher ein Problem bei Beckenumbauten oder wenn man ein Becken umzieht und gleich wieder neu aufbauen muss.


    Jörg

  • Hallo zusammen


    Ist ja schon eine Menge geschrieben geworden zum Thema. Aber dann möchte ich jetzt auch mal. Ich betreibe die Meerwasseraquaristik jetzt gut 20 Jahre und in all den Jahren habe ich keine einzige klassische Einfahrphase mit gemacht. Alle Aquarien wurden/werden mit Totgestein betrieben und alle Aquarien wurden recht zügig besetzt, und keines der Aquarien ist jemals gekippt. Wenn hier davon gesprochen wird, die möglichen Probleme wie auch Plagen, durch eine nicht mitgemachte Einfahrphase entstehen, dem wiederspreche ich. Einige Aquarien kommen mangels Technik, Wissen oder Fürsorge nie aus der Einfahrphase heraus.


    Ist es nicht einfach so dass viele viel zu blauäugig an die Sache heran gehen? Ich meine ja. Wo gibt es denn noch heute die Kommunikation zwischen den Meerwasseraquarianern außerhalb des Internets? Wer macht sich heute noch die Mühe und sucht sich Leute die jahrelange Erfahrung haben? Wenn ich so in den Foren lese, wohl kaum noch einer. Ja und warum muss ich sofort ein Meerwasseraquarium haben, ohne den Hauch von zu mindestens theoretischen Kenntnissen?


    Meine Meinung.


    Off Topic aus.

    Beste Grüße
    Harald


    Freunde gibt es viele. Nur die Echten wird man erkennen.

  • deine meinung teile ich,
    leider wird die blauäugigkeit von so manchem beginner auch durch diverse beratungsgespräche seitens des verkaufspersonals noch ausgenutzt.
    da kommen dann oft ansagen wie:
    "heutzutage mit den diversen zusätzen ist die meerwasseraquaristik keine hexerei mehr oder:
    von uns bekommen sie meerwasser aus einem laufenden becken und auch bodengrund und schon gehts los"
    meist wollen dann diese einsteiger ein meerwasserbecken nur, weil sie es entweder bei einem freund gesehen haben oder weil es einfach nur schick ist oder um den wohnraum zu verschönern.
    süßwasser hat doch eh jeder, nun beginnt der firlefanz mit der salzwasseraquaristik, hier sieht so mancher hersteller nun die grosse chance an ein breites publikum heranzukommen.
    was dann letztendlich mit all den verheizten tieren, aquarien passiert sieht man doch eh in diversen verkaufsplattformen.

  • Hallo zusammen,


    ich würde ein Becken jederzeit wieder, mit der Korallenzucht-Pohl-Methode, innerhalb von 14 Tagen einfahren und dann auch besetzen.



    Vor 3 Jahren habe ich ein Dennerle Marinus 60 mit der "Klassischen Methode" eingefahren. Anfangs war alles gut, doch nach einem 3/4 Jahr


    schoß das Phosphat in die Höhe und trotz Phosphatabsorber und 2 x wöchentlichem Wasserwechsel von jeweils 20 Liter, war es nicht in den Griff zu


    bekommen. Alle Acans starben und auch die Zoas wollten nicht mehr so recht. Bis heute ist nicht geklärt, warum das Phospat so hoch war.



    Im Januar diesen Jahres habe ich mir dann ein Blenny gekauft, den Riffaufbau mit totem Riffgestein gestaltet und auch keinen Livesand


    verwendet. Dann habe ich es mit den Produkte von Korallenzucht eingefahren und nach 14 Tagen angefangen, es zu besetzen.



    Innerhalb von einer Woche sind sämtliche Korallen und Fische umgezogen. Selbst die beiden Gonioporas haben keine Probleme gemacht.



    Viele Grüsse, Sabine

  • Bin der gleichen Meinung wie Micha ... warum alles schnell schnell übers Knie brechen um dann festzustellen was die Händler teilweise für katastrophales LG oder Livesand verkaufen.


    Ich empfehle eigentlich immer mit TG und totem BG zu bauen und dann mit einem "Frauenfaust" großem Stück LG anzuimpfen.


    Wenn die Dichte und Temperatur stimmt eine zwei einfache und robuste Weichkorallen rein fürs Auge.


    Habe noch kein Becken erlebt wo die Einfahrphase im wesentlichen länger als vier Wochen gedauert hat


    In dieser Zeit kann man ein zwei Bücher lesen und schauen wie der Hase zu laufen hat in einem Meerwasserbecken.


    Da stellt sich mir die Fragen warum schnell schnell damit der Erstbesatz der vom 0815 Händler erstmal gehimmelt wird weil die Beratung in vielen Fällen grottenschlecht ist weil die jenigen die Verkaufen von Meerwasser überhaupt keine Ahnung haben.


    So sieht die Realität aus welche hier im gesamten Beitrag nie wirklich so auf den Punkt gebracht wurde.


    Die breite Masse geht in Meerwasserdiskountern einkaufen wo meist nicht immer die hellsten Sterne am Himmel der Meerwasseraquarianer arbeiten.


    Daher bin ich nach wie vor für den konventionellen Weg der viel Zeit, Arbeit und Geld spart


    Das ist meine Meinung zu diesem Thema


    LG Lars

    :EVERYD~313: H4rdCor3 SPS R33f1Ng T3am :EVERYD~313:

    2 Mal editiert, zuletzt von L4rs ()

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