Mysteriöses Garnelensterben durch Sauerstoffmangel im Nanoaquarium

  • Hallo Aquariengemeinde,
    Ich möchte euch hier auf eine weitgehend unbekannte und unterschätze Gefahr im Nanobecken hinweisen, nämlich den Sauerstoffmangel während den Nacht.
    Fast jedes Lebewesen verbraucht bekanntlich Sauerstoff um seine Lebensfunktion aufrecht zu erhalten. Das schliesst Lebewesen wie Algen und Korallen nicht aus,
    obwohl diese während dem Tag Sauerstoff durch ihre Photosynthese produzieren. In der Nacht zehren sie allerdings Sauerstoff und können so die Konzentration in den kitischen Bereich bringen.


    Hier ein Erfahrungsbereicht meinerseits:
    Ich besitze ein Meerwasserbecken mit 40 L Volumen mit Abdeckung und ohne Abschäumer.
    Ich hatte eine Einfahrphase von 4 Wochen und setze nach ca 6 Wochen die ersten Korallen ein.
    Nach 3 Monaten besorgte ich mir Hohlkreuzgarnelen (Thor Amboinensis). Alle Tiere lebten sich
    gut ein und die Korallen wuchsen. Nach weiteren 3 Monaten wollte ich meine Garnelengruppe um
    weitere Individuen vergrössern, doch alle neuen Tiere (ausser einem sehr kleinen Jungtier)
    verstarben nach dem Einsetzen während der Nacht. Ein Monat darauf das gleiche Spiel. Wieder
    verstarben, ausser einem Jungtier, alle neu eingesetzten Garnelen. Nur war mir klar: irgendwas
    stimmt nicht und so begann die Zeit und kostenintensive Problemsuche. Diese führte mich von
    optimalen Wasserwerten zu nicht vorhandenen nachtaktiven Räubern. Zum Schluss war ich bei
    bakteriellen Infektionen angelangt, da ich dachte es müssen irgendwelche Krankheitserreger im
    Becken sein, gegen die meine gegen die meine alte Stammgruppe bereits immun geworden ist.
    Doch auch ein UV klärer führte zu keiner Besserung des Problems. Dann passierte etwas:
    Eines Tages gab meine Zeitschaltuhr ihren Geist auf. Daher war es den gesamten Tag, bis ich von
    der Arbeit nach Hause kam, stockfinster im Becken. Nach dem Einschalten der Beleuchtung sah ich,
    dass etwas nicht stimmte: Meine Okinawae Korallengrundel hing luft schappend unter der
    Wasseroberfläche und meine Boxerkrabbe war am sterben und zuckte nur noch rum. Da schoss es
    mir in den Sinn: SAUERSTOFFMANGEL. Schnell eine Membranpume aus dem Schrank geholt und das
    Becken belüftet. Nach einer Stunde hörte meine Korallengrundel auf zu schnaufen. Nach zwei Stunden
    regte sich meine Boxerkrabbe langsam wieder. Un nach 3 Stunden taumelte sie langsam wieder zurück
    in eine Felsspalte. Zwar immer noch angeschlagen, aber wohl ausser Gefahr. Nun war auch klar warum
    zumindest Jungtiere durchkamen und die alte Gruppe immer noch lebte. Kleine Lebewesen verbrauchen
    bekanntlich weniger Sauerstoff als grosse und die alte Gruppe hatte genügend Zeit sich an den
    Sauerstoffmangel anzupassen. Seitdem ich die Ursache des Garnelensterbens herausgefunden habe,
    belüfte ich mein Becken während der Nacht. Von da an habe ich keine Verluste mehr.


    Ich habe daraufhin ein Sauerstoff Messgerät organisiert um zu überprüfen wie akkut der Sauerstoffmangel in der Nacht ist.
    Das Ergebnis war erschreckend: Innerhalb einer Stunde ist der die Konzentration von 6 mg/l auf 2 mg/l gesunken. Ich habe den Versuch daraufhin abgebrochen und belüftet.


    Hier eine Tabelle mit der Empfindlichkeit verschiedener Tiere auf Sauerstoffmangel. Die Daten beruhen auf eigenen schmerzlichen Erfahrungen


    Ich hoffe, dass ich mit diesem Bericht anderen Leidensgenossen helfen kann schneller auf die Lösung des Problems zu kommen und übermässige Verluste zu vermeiden.
    Ich bin nämlich bei weitem nicht der einzige mit diesem Problem. Das weiss ich da ich in einem anderem Forum an der Fehlersuche gearbeitet habe und mir dort Garnelenzüchter von ähnlichen Fällen berichteten.
    Auch bin ich mir mittlerweile sicher, dass eine Hauptursache von nächlichen Verlusten auf Sauerstoffmangel zurückzuführen sind. Zumindest bei Aquarien ohne Abschäumern.


    Also, wenn eure Korallen am wuchern sind und ihr plötzlich, während der Nacht, Verluste bei neuen Tieren habt... vielleicht liegts am Sauerstoff.

  • Hi zusammen,

    Zitat

    Das ist der entscheidene Satz....


    "Warum soll ich einen Abschäumer verwenden wenn Phosphat und Nitrat gegen null tendiert" ist meine überlegung gewesen als ich das Becken aufgebaut habe.
    Derzeit dosiere ich sogar Phosphat und nitrat

    Zitat

    daher sollte keine kahmhaut auf der oberfläche sein und selbige sehr gut bewegt werden.


    Keine Kahmhaut. Und eine Koralia 900 sorgt für schöne Kringeleffekte.
    Glaub mir diese Lösungen hab ich alle schon durch

  • "Warum soll ich einen Abschäumer verwenden wenn Phosphat und Nitrat gegen null tendiert" ist meine überlegung gewesen als ich das Becken aufgebaut habe.
    Derzeit dosiere ich sogar Phosphat und nitrat


    Die Frage hast du dir doch selbst beantwortet. Um Sauerstoffmangel vorzubeugen. In Becken mit Abschäumern hast du doch keinen Sauerstoffmangel. Korrigiere mich bitte, wenn ich falsch liege.


    Gruß Akki

  • Ehm jaaa...


    Mir ist selbstverständlich klar, dass durch einen Abschäumer Sauerstoff ins Becken gelangt. Ich bin ja nicht von vorgestern.
    Aber dass das Garnelensterben durch Sauerstoffmangel hervorgerufen wird, darauf muss man erst mal kommen.
    Und auch wenn das jetzt so selbstverständlich erscheint, dem ist nicht so. Das liegt nur daran weil ich hier schön alle Fakten neben der Lösung aufgelistet habe.
    Ich habe mich schon nach Standard 1 Nährböden umgeschaut um die Keimbelastung in meinem Wasser zu überprüfen.
    Sauerstoffmangel war das letzte an das ich und meine Aquaristikerfreunde, gedacht haben.


    Ausserdem wird, seitdem Dennerle den Biocirculator, rausgebracht hat immer seltener ein Abschäumer für Nanobecken verwendet (zumindest in meinem Stammforum)
    Aus diesem Grund habe ich meine Erfahrung und die Lösung hier gepostet. Um Leuten mit mit der gleichen Problemstellung den Ärger und Frust zu ersparen den ich erlebt habe. Ausserdem hat nicht jeder ein Sauerstoffmessgerät im Wert von 1500€ zur verfügung um seine Theorie auch tatsächlich zu bestätigen.


  • Ich möchte euch hier auf eine weitgehend unbekannte und unterschätze Gefahr im Nanobecken hinweisen, nämlich den Sauerstoffmangel während den Nacht.


    Hallo,


    da du den Sauerstoffgehalt überprüft hast, lässt sich an dem Grund für das Sterben der Tiere kaum zweifeln. Zu klären wäre aber noch der Grund für den Sauerstoffmangel. Der fehlende Abschäumer allein kann es nicht sein, sonst wären sehr viele Becken davon betroffen, unter anderem auch meine beiden kleinen. Besonders in meinem Anemonenbecken dürfte es dann nachts Probleme geben, denn es ist abgedeckt, hat keinen Abschäumer und einen kräftigen Besatz, sowohl an Fischen als auch an Korallen und Wirbellosen. Trotzdem ist hier morgens alles wohlauf.


    In deinem Becken (und auch in den anderen betroffenen) muss eine besonders starke Sauerstoffzehrung vorliegen. Das kann z.B. durch Abbau organischer Materie passieren oder durch starke Bakterientätigkeit.
    Interessant wäre daher, was du deinem Becken alles zuführst.


    Grüße
    Ingrid

  • Hi Ingrid


    er schreibt von N03 und PO4 Zugabe, hier wäre evtl. ein Ansatz.


    gruß Norbert

    Atoll Riff Deko - Anlagenbau - Riffgestaltung mit eigener Dekolinie - Sonderanfertigungen - Problemberatung - Einzelhandel - Service - Wartung

  • mich würden da auch mal nitrit und ammonium interessieren...


    100% sauerstoff bedeutet fast 7mg/l. meist liegt er sogar über 100%.


    wenn dieser innerhalb von einer stunde um 5mg/l sinkt, müssen zehrende prozesse stattfinden. das kann nicht alleine von krebsen oder garnelen verursacht werden.
    da scheint der bakterienhaushalt mächtig am arbeiten zu sein.


    wie gesagt, die oberfläche sollte richtig bewegt sein. leicht kreisend reicht in der regel nicht.


    signatur.jpg


    Hilfreiche Informationen von der Einrichtung

    bis zum Betrieb des Beckens

  • Hi zusammen,

    Zitat

    wie gesagt, die oberfläche sollte richtig bewegt sein. leicht kreisend reicht in der regel nicht.


    Nö bringt nix: Ich weiss das aus dem Labor. Bei stark Sauerstoff zehrenden Proben muss tatsächlich Luft/Sauerstoff unter die Wasseroberfläche gepumpt werden, und zwar nicht zu knapp. Eine Blase alle 5 Sekunden reicht da nicht.


    Hier ein paar Randdaten zum Aquarium:
    Volumen 40L
    Beleuchtung 50W LED (20W davon Royal Blue)
    Strömung Koralia Nano 900l/h
    Vollabdeckung, kein Abschäumer
    1mal pro Woche 10% Wasserwechsel


    WW:
    25°C
    Mg+ 1200
    Ca+ 400
    KH 8


    NH4 0.0 mg/l
    NO2 0.0 mg/l
    NO3 1.0 mg/l
    PO4 0.2 mg/l


    Ammonium und Nitrit waren zu keiner zeit nachweisbar. Phosphat und Nitrat wurde erst nachweisbar nachdem ich eine gewisse Zeit lang dazu dosiert habe


    Phosphat und Nitrat werden 1x pro Woche gemessen. Wenn sie nicht nachweisbar sind wird dazu dosiert (Momentan keine PO4 Dosierung da in ausreichender Menge vorhanden)


    Höhere Algen sind vorhanden, Mulmschicht zwischen dem Lebendgestein ist vorhanden, allerdings in so einem umfang wie man es, denke ich, von einem Becken mit 1 jähriger Standzeit erwarten würde.


    Fütterung:
    1x / Tag Lobstereier (würfel reicht für 2 Wochen)
    1x / Tag Shrimp Granulat
    2x / Woche Filtriererfutter


    Jod alle 2 Tage




    Besatz:
    1x Gobiodon Okinawae
    6x Thor
    1x Porzellankrabbe
    1x Boxerkrabbe
    6x diverse Einsiedler
    Diverse schnecken
    Ist also nix aussergewöhnliches...


    Komplettansicht des derzeitigen Beckens
    http://www.directupload.net/file/d/3784/m6pm8i2z_jpg.htm

  • Hi,
    Solange ich das Frostfutter gut spühle, entsteht bei mir keine Kahmhaut.
    Falls doch, kann diese immer noch mithilfe eines UV Klärers entfernt werden.
    Danach habe ich wieder für paar Wochen ruhe.
    Bevor ich das Frostfutter gespühlt habe, hatte ich regelmässig eine recht dicke Kahmhaut.
    Die Sauerstoffmessung wurde allerdings im Becken bereits OHNE Kahmhaut durchgeführt

  • Solange ich das Frostfutter gut spühle, entsteht bei mir keine Kahmhaut.
    Falls doch, kann diese immer noch mithilfe eines UV Klärers entfernt werden.
    Danach habe ich wieder für paar Wochen ruhe.
    Bevor ich das Frostfutter gespühlt habe, hatte ich regelmässig eine recht dicke Kahmhaut.

    moin,


    also, das ist mir neu, dass eine kahmhaut mittels uv-klärer verschwinden kann.


    sie entsteht ja aufgrund von staubablagerungen - hier fett aus frofu.


    ?

  • Hier mal ein Zitat aus Wikipedia:


    Eine Kahmhaut ist ein Biofilm aus Mikroorganismen, der sich an Grenzübergängen von Medien (z. B. Oberflächen von Wasser oder Steinen) zur Luft ansammelt.


    Zitat Ende


    Da müsste ein UV-C Klärer also schon helfen... zumindest gegen die Bakterien Komponente in der Kahmhaut

  • Hi Korallenfarm,
    Jup war mir auch neu. Vielleicht liegts auch an was anderem.


    Ein stark diskutierter Grund für das Garnelensterben ist eine bakterielle Infektion gewesen, gegen die die Alttiere bereits immun sind, Neuzugänge aber innerhalb eines Tages dahinrafft.


    Im Zuge der Problembeseitigung wurde daher ein UV Klärer besorgt und in Betrieb genommen. Gleichzeitig habe ich aber auch darauf geachtet das Frofu von nun an besser zu spühlen. Nach 3 Tagen war die Kahmhaut verschwunden und ich habe den UV wieder entfernt.


    Das zuvor mysteriöse Garnelensterben blieb aber weiterhin bestehen

  • Tavero, deine Ansatz mit der Sauerstoffmessung stimmt.
    Gerade dein Becken (sehr gut bewachsen) ist geradezu prädestiniert dafür. Die Photosynthese wird halt nur bei Licht betrieben, dabei wird Sauerstoff freigesetzt.
    Aber !
    In der dunkel Phase schalten alle Lebewesen auf Atmung um, d.h. sie reduzieren den Sauerstoff im Aquarium. Durch das kleine Aquarium mit einem guten Besatz hast du nun das Problem alle wollen Sauerstoff....
    Und der ist limitiert. Im Meer, gerade am Riff, wird sehr viel Luft ins Wasser eingetragen und somit ergibt sich eine starke O2 Sättigung auch über Nacht.


    Dies ist ein Grund einen Abschäumer wenigstens über Nacht laufen zu lassen, gerade bei gut besetzten Becken


    Gruss
    Dirk

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